Astronomen haben ein neues Objekt entdeckt, das vermutlich aus den Tiefen des interstellaren Raums stammt. Der Himmelskörper, zunächst A11pl3Z genannt und jetzt als 3I/Atlas bekannt, wurde vom Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) in Chile gesichtet.
Ein weiterer interstellarer Besucher?
Nach Analyse der Daten bewegt sich das Objekt auf einer hochgradig exzentrischen, hyperbolischen Bahn durch das Sonnensystem – ein deutlicher Hinweis darauf, dass es von außerhalb stammt. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/s (37 Meilen pro Sekunde) rast es aus Richtung des Sternbilds Schütze auf die Sonne zu.
„Wenn sich das bestätigt, wäre es nach ‘Oumuamua (2017) und 2I/Borisov (2019) der dritte bekannte interstellare Besucher“, sagt Dr. Mark Norris von der University of Central Lancashire. Das liefere weitere Belege dafür, dass solche interstellaren Wanderer in unserer Galaxie keine Seltenheit sind.
Komet oder Asteroid?
Die Natur des Objekts war zunächst unklar. Erste Beobachtungen zeigen jedoch Anzeichen von Kometenaktivität: Eine schwache Koma (Staubhülle) und ein kurzer Schweif wurden festgestellt. Daher trägt es nun auch die Bezeichnung C/2025 N1.
Die Größe ist noch nicht eindeutig bestimmt:
- Bei typischen Asteroiden-Eigenschaften wäre es bis zu 20 km groß – größer als der Asteroid, der die Dinosaurier auslöschte.
- Falls es sich jedoch um einen Kometen handelt, stammt ein Großteil der Helligkeit aus der Koma, sodass der feste Kern vermutlich wesentlich kleiner ist, erklärt Prof. Colin Snodgrass von der University of Edinburgh.
Keine Gefahr für die Erde
Entwarnung für die Erde: Das Objekt wird nie näher als 1,6 astronomische Einheiten (~150 Mio. Meilen) an unseren Planeten herankommen.
Seine größte Sonnennähe erreicht der interstellare Besucher am 30. Oktober, wenn er innerhalb der Marsbahn bis auf etwa 130 Mio. Meilen an die Sonne herankommt. Danach verlässt er das Sonnensystem wieder.
Beobachtung möglich
Mit zunehmender Nähe wird der Himmelskörper heller, besonders falls er wirklich ein Komet ist. Laut Royal Observatory Greenwich wird er Ende 2025 bis Anfang 2026 mit einem guten Hobbyteleskop sichtbar sein – mit bloßem Auge jedoch eher nicht.
Wer nicht so lange warten möchte, kann den Vorbeiflug online verfolgen: Das Virtual Telescope Project bietet am Donnerstag ab 23 Uhr (UK-Zeit) einen Livestream auf YouTube an.
Fazit
Ob ‘Oumuamua, 2I/Borisov oder jetzt 3I/Atlas – interstellare Objekte liefern einzigartige Einblicke in die Entstehung und Zusammensetzung anderer Planetensysteme. Jeder Fund zeigt: Unser Sonnensystem ist Teil eines dynamischen, wandernden kosmischen Netzwerks.