Die Schweizer Landwirtschaft gilt als eine der am stärksten geschützten der Welt. Mit einem differenzierten System aus Zöllen, Kontingenten und staatlichen Direktzahlungen sorgt der Bund dafür, dass heimische Produkte wie Milch, Fleisch, Obst und Gemüse wettbewerbsfähig bleiben. Insbesondere bei laufenden Zollverhandlungen mit den USA rückt dieses System erneut in den Fokus. Im Folgenden wird erklärt, wie es funktioniert – und wie sich die Schweiz international positioniert.
Zölle: Preisschild für Importe
Zölle sind das zentrale Instrument zum Schutz der inländischen Landwirtschaft. Sie verteuern importierte Produkte und machen Schweizer Ware vergleichsweise attraktiver. Es gibt drei Hauptkategorien:
- Zollfreie Produkte wie Peperoni oder Kichererbsen, die in der Schweiz nicht oder kaum angebaut werden.
- Zollpflichtige Produkte, etwa Zitrusfrüchte, obwohl sie nicht lokal wachsen – hier geht es um den Schutz des heimischen Obstmarkts.
- Saisonaler Zollschutz: In der Erntezeit steigen die Zölle auf Produkte wie Äpfel, Karotten oder Erdbeeren, um Schweizer Angebote vor ausländischer Konkurrenz zu bewahren. Außerhalb der Saison sinken sie wieder.
Kontingente: Mengenbegrenzung zu Vorteilskonditionen
Importeure können gewisse Mengen eines Produkts zu einem reduzierten Zollsatz einführen. Ist dieses Kontingent ausgeschöpft, gelten deutlich höhere Zölle. Das ermöglicht eine feinjustierte Steuerung des Markts:
- Beispiel: Während der Schweizer Erdbeersaison sind Kontingente niedrig – ausländische Ware wird teuer. Im Herbst wird das Kontingent wieder erhöht, sodass etwa spanische Erdbeeren günstiger importiert werden können.
Direktzahlungen: Anreize für nachhaltiges Wirtschaften
Die Direktzahlungen machen einen wesentlichen Teil der staatlichen Landwirtschaftsförderung aus. Sie fließen an Betriebe, die bestimmte ökologische oder kulturelle Leistungen erbringen, z. B.:
- Erhalt der Biodiversität
- Pflege von Kulturlandschaften
- Ressourcenschonender Anbau
2023 zahlte der Bund dafür rund 2,8 Milliarden Franken aus. Zusätzlich flossen 500 Millionen Franken in spezifische Programme wie Tierzuchtförderung oder Käsezulagen.
Kosten und internationale Einordnung
Die Kosten für Konsumentinnen und Konsumenten steigen ebenfalls: Gemäß der Denkfabrik Avenir Suisse kostet der Agrargrenzschutz die Schweiz jährlich rund drei Milliarden Franken – durch höhere Ladenpreise und Staatsausgaben.
International steht die Schweiz mit ihrer Protektion an der Spitze. Der von der OECD erhobene «Producer Support Estimate» lag 2023 bei rund 50 % – das bedeutet, die Hälfte der landwirtschaftlichen Einnahmen stammt nicht vom Markt, sondern aus staatlicher Unterstützung oder durch indirekte Preisstützungen. Kein anderes OECD-Land unterstützt seine Bauern in diesem Ausmaß.
Fazit: Politisch gewollter Schutz
In der Schweiz wird dieser umfassende Agrarschutz selten grundsätzlich infrage gestellt – weder in der Politik noch in der Bevölkerung. Doch mit dem wachsenden internationalen Druck, insbesondere aus Handelsverhandlungen mit großen Partnern wie den USA, dürfte die Diskussion an Brisanz gewinnen.