Nach langem Ringen: Grundkonsens über internationalen Pandemievertrag steht
Nach über drei Jahren intensiver Gespräche haben sich die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf eine Grundsatzvereinbarung zum Umgang mit künftigen Pandemien geeinigt. In einer fast 24-stündigen Verhandlungssitzung in Genf gelang der Durchbruch.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus würdigte die Einigung als „Geschenk an kommende Generationen“ und als entscheidenden Schritt zur Stärkung der weltweiten Gesundheitsarchitektur. Der finale Textentwurf soll am Dienstag festgelegt und Ende Mai bei der WHO-Generalversammlung zur formellen Verabschiedung vorgelegt werden.
Kontroverse um Technologietransfer beigelegt
Ein zentraler Streitpunkt betraf die Frage, ob die Weitergabe medizinischer Technologien – etwa für Impfstoffe – verpflichtend erfolgen soll. Länder aus Lateinamerika und Afrika hatten auf verbindliche Regeln gedrängt, um im Krisenfall nicht erneut benachteiligt zu werden. Industriestaaten mit großer Pharmabranche hingegen lehnten Zwangsmaßnahmen ab und setzten auf Freiwilligkeit.
Nach Angaben aus dem Verhandlungskreis wurde nun ein Kompromiss gefunden. Die konkreten Formulierungen des Einigungstextes wurden bislang jedoch nicht veröffentlicht.
Pandemie-Erfahrungen als Grundlage für das Abkommen
Ausgelöst durch die massiven Versorgungsprobleme während der Corona-Krise, hatte die WHO Ende 2021 die Erarbeitung eines globalen Pandemieabkommens angestoßen. Während viele wohlhabende Länder früh über Impfstoffe verfügten, litten ärmere Regionen unter Engpässen und ungleicher Verteilung.
Schätzungen zufolge kostete die Pandemie weltweit über 20 Millionen Menschen das Leben. Lockdowns, Reisebeschränkungen und überlastete Gesundheitssysteme führten zu weitreichenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Gemeinsame Regeln für künftige Gesundheitskrisen
Das geplante Abkommen soll klare internationale Standards in den Bereichen Vorsorge, Früherkennung und Reaktionsfähigkeit etablieren. Ziel ist es, im Fall neuer Ausbrüche schneller, gerechter und koordinierter handeln zu können.
Allerdings ist ein zentraler Akteur aktuell nicht beteiligt: Die USA, die unter Präsident Donald Trump erneut aus der WHO ausgetreten sind, nehmen nicht aktiv am Prozess teil.
Trotz dieser Lücke wertet die WHO die Einigung als bedeutenden Fortschritt für globale Gesundheitssicherheit. Sie legt den Grundstein für solidarisches Handeln in künftigen Krisenzeiten.