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Anleihen, Zölle und Zweifel: Warum Amerikas Schuldenmärkte plötzlich beben

by Jasmin Gloor
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Bewegung am Anleihenmarkt: Was sie sind und warum sie wichtig sind

Nach turbulenten Wochen durch neue Handelstarife beruhigten sich die globalen Aktienmärkte. Doch ein Marktsegment bleibt auffällig: US-Staatsanleihen, sonst stabil, zeigen plötzlich starke Schwankungen.

Regierungen geben Anleihen aus, um Geld für öffentliche Ausgaben zu leihen. Käufer dieser Schuldscheine erhalten im Gegenzug Zinsen.

Zuletzt musste die US-Regierung ungewöhnlich hohe Zinsen auf ihre Anleihen zahlen, während deren Wert deutlich sank.

Diese Entwicklung zeigt, dass Investoren zunehmend Zweifel an der wirtschaftlichen Stärke der USA hegen. Auch wenn Anleihen abstrakt wirken, haben sie enorme Bedeutung. Sie könnten sogar Donald Trumps Haltung zu Handelspolitik beeinflussen.


Staatsanleihen erklärt: Schuldscheine mit großer Wirkung

Wenn Regierungen Geld brauchen, verkaufen sie Anleihen an Investoren auf Finanzmärkten. Eine Anleihe ist ein Schuldschein – der Käufer leiht Geld und erhält dafür über Jahre Zinsen. Am Ende der Laufzeit zahlt der Staat den gesamten Betrag zurück.

In den USA heißen diese Anleihen „Treasuries“. Käufer sind vor allem Institutionen wie Pensionsfonds oder Zentralbanken, zum Beispiel die Bank of England.

In unsicheren Zeiten gelten US-Anleihen als sicherer Hafen für Kapital. Doch diesmal verlief alles anders.

Nach der Ankündigung der „Liberation Day“-Zölle am 2. April stiegen Investoren zunächst in US-Anleihen ein. Doch als die ersten Zölle am 5. April in Kraft traten und Trump seine Linie bekräftigte, begannen viele, US-Anleihen abzustoßen.

Dadurch stiegen die Zinssätze drastisch. Die Rendite für zehnjährige US-Anleihen sprang von 3,9 % auf 4,5 %. Die Rendite für 30-jährige Anleihen stieg fast auf 5 %. Solche Bewegungen gelten am Anleihenmarkt als drastisch.

Der Grund liegt in der Unsicherheit: Je höher das wahrgenommene Risiko, desto mehr Zinsen fordern Investoren als Ausgleich.


Vom Finanzmarkt ins Wohnzimmer: Was Haushalte spüren könnten

Wenn der Staat mehr Zinsen zahlen muss, bleibt weniger für andere Ausgaben. Doch die Folgen treffen nicht nur Haushalte – auch Unternehmen leiden.

Laut John Canavan von Oxford Economics führt ein Zinsanstieg bei Staatsanleihen meist zu höheren Zinsen für Kredite – zum Beispiel bei Hypotheken, Autokrediten oder Kreditkarten.

Viele US-Hausbesitzer haben langfristige Festzinskredite. Aber kleine Firmen spüren steigende Zinsen sofort. Können sie sich kein Geld mehr leihen, leidet das Wachstum – und Arbeitsplätze sind gefährdet.

Auch Banken vergeben in solchen Zeiten weniger Kredite. Das bremst die Wirtschaft zusätzlich.

Erste Käufer und Umzugswillige könnten mit höheren Wohnkosten rechnen. In den USA setzen viele Unternehmer ihre Hauswerte als Kreditsicherheit ein. Steigende Zinsen erschweren diesen Zugang.


Trumps Kehrtwende: Der Anleihenmarkt setzt ein Zeichen

Trotz erster harter Worte führte Trump eine 90-tägige Pause für höhere Zölle ein – mit Ausnahme Chinas. Der 10 %-Pauschalzoll blieb jedoch.

Diese Reaktion zeigt: Der Einbruch am Anleihenmarkt zwang Trump zum Umdenken. Paul Ashworth von Capital Economics meint, dass die Anleihenmärkte Trump schneller zum Einlenken brachten als der Aktienrutsch.

US-Medien berichten, dass Finanzminister Scott Bessent nach vielen Anrufen aus der Wirtschaft maßgeblich auf Trump einwirkte.

Analysten vergleichen die Situation mit der britischen Mini-Budget-Krise unter Liz Truss 2022. Damals sorgten unbezahlte Steuersenkungen für einen Anleihenverkauf, sodass die Bank of England eingreifen musste.

Die Renditen haben sich zwar etwas beruhigt, bleiben aber höher als vor den Zöllen. Die US-Notenbank hätte wohl eingreifen müssen, wenn der Absturz weitergegangen wäre.

Laut Jonas Goltermann von Capital Economics zeigt sich nun eine Art Risikoprämie bei US-Staatsanleihen – ähnlich wie im Vereinigten Königreich 2022. Für viele US-Bürger steigen Hypothekenzinsen kurzfristig nicht – anders als für Briten mit neuen, kürzeren Festzinsen.


China, US-Anleihen und der globale Konflikt

Seit 2010 hat sich der ausländische Besitz an US-Anleihen laut Deutscher Bank um drei Billionen Dollar fast verdoppelt. Japan hält die meisten, China folgt direkt danach.

Angesichts der Handelsspannungen fragten sich manche, ob China als Reaktion auf die Zölle US-Anleihen verkauft hat. Experten wie bei Capital Economics halten das für unwahrscheinlich – China würde sich damit selbst mehr schaden als den USA.

Auch wenn die Lage sich etwas beruhigt, bleiben die Risiken bestehen. Die US-Regierung muss nun die weltweiten Folgen ihrer Wirtschaftspolitik ernst nehmen.

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