Alle Auslandsposten gestrichen – US-Außenministerium übernimmt komplette Kontrolle über Entwicklungshilfe
Die Regierung unter Donald Trump wird sämtliche Auslandsstellen der US-Entwicklungsbehörde USAID bis zum 30. September abschaffen. Das geht aus einem internen Schreiben des Außenministeriums hervor, das dem Guardian vorliegt.
Außenminister Marco Rubio ordnete an, alle internationalen USAID-Positionen zu streichen und die Verantwortung für die Auslandshilfe vollständig dem State Department zu übertragen. Betroffen sind Tausende Mitarbeitende in über 100 Ländern – darunter Diplomaten, Vertragspersonal und lokale Angestellte.
Ab Mitte Juni wird das Außenministerium offiziell sämtliche Aufgaben übernehmen, die bislang unter USAID liefen.
Behördenstruktur zerschlagen – Mitarbeitende ausgesperrt, Programme stillgelegt
Die Entscheidung folgt auf eine bereits im Januar gestartete Kürzungswelle. Unter dem Schlagwort „Doge“ – einer Verwaltungsreform unter Trump – wurden innerhalb weniger Wochen 83 Prozent aller USAID-Projekte gestrichen.
Von ursprünglich 6.200 Programmen weltweit blieben nur 1.000 übrig. Diese wenigen wurden dem Außenministerium unterstellt. Bereits im Februar war die Website der Behörde abgeschaltet worden, und Mitarbeitende erhielten ohne Vorwarnung Zugangssperren.
Rubio ernannte sich daraufhin selbst zum Interimschef und ließ das Hauptquartier räumen.
Interne Warnungen ignoriert – Kritik an Missachtung humanitärer Folgen
Dokumente aus dem Behördeninneren zeigen: Experten warnten eindringlich vor verheerenden Konsequenzen. Prognosen gingen von bis zu einer Million unterernährten Kindern, 160.000 zusätzlichen Malaria-Toten und 200.000 neuen Polio-Fällen aus – allein durch den Wegfall zentraler Programme.
Dennoch wies die Führung im März an, vertrauliche Akten zu vernichten. In einer E-Mail hieß es, Personal solle Akten „so weit wie möglich schreddern und danach Verbrennungssäcke verwenden“.
Parallel verbreitete Elon Musk, der als inoffizieller Kopf der Reform galt, Falschinformationen. Unter anderem behauptete er, USAID habe Millionen für Kondome in Gaza ausgegeben – was später als unwahr entlarvt wurde.
Entwicklungshilfe unter politischer Kontrolle – internationale Folgen ungewiss
Trotz einer nachträglichen Ausnahmegenehmigung für humanitäre Hilfe wirft der Komplettumbau Fragen auf. Die Entscheidung markiert das faktische Ende der 1961 gegründeten Behörde – einst das Flaggschiff amerikanischer Entwicklungspolitik.
Mit der Machtverschiebung an das Außenministerium steht künftig nicht mehr fachliche Hilfe, sondern strategisches Kalkül im Vordergrund. Kritiker befürchten langfristige Schäden für fragile Regionen, humanitäre Projekte und das internationale Ansehen der USA.
Was mit verbleibenden Mitarbeitern, lokalen Partnern und bestehenden Hilfsketten passiert, ist derzeit unklar – doch die Ära USAID ist endgültig vorbei.