US-Präsident Donald Trump warnt Indien vor erheblichen Strafzöllen, falls es nicht bald zu einem Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten kommt. Auf die Frage eines Journalisten, ob Indien im Fall eines Scheiterns mit höheren Zöllen rechnen müsse, antwortete Trump am Dienstag: „Ja, ich denke schon.“
Die USA haben Indien und mehreren anderen Ländern eine Frist bis zum 1. August gesetzt. Bis dahin soll entweder eine Einigung erzielt werden oder es drohen höhere Importabgaben. Seit Monaten laufen Gespräche zwischen beiden Ländern, doch der Ton schwankt zwischen Optimismus und Vorsicht.
Trump nennt Indien „Freund“, kritisiert aber Zollpraxis
Trump erklärte, er sei offen für ein Abkommen. Gleichzeitig kritisierte er Indiens Zollpolitik scharf. „Wir werden sehen. Indien war ein guter Freund“, sagte er. Doch er fügte hinzu: „Indien verlangt im Grunde höhere Zölle als fast jedes andere Land.“
Der Präsident machte deutlich, dass diese Praxis nicht länger hingenommen werde. „Aber jetzt bin ich verantwortlich, und so kann es nicht weitergehen.“ Trump hat in den vergangenen Jahren wiederholt Indiens Handelspolitik angegriffen und das Land als „Zollkönig“ bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Handelspartnern hat Indien bisher aber keinen offiziellen Zollbescheid aus Washington erhalten.
April-Zölle vorerst gestoppt – doch Uhr tickt
Bereits im April hatte Trump Zölle von bis zu 27 Prozent auf indische Produkte angekündigt. Diese wurden später ausgesetzt, doch der Druck auf eine Einigung steigt. Beide Seiten verhandeln intensiv, allerdings mit schwankenden Erwartungen.
„Wir sprechen weiterhin mit unseren indischen Partnern. Die Gespräche verlaufen konstruktiv“, sagte US-Handelsbeauftragter Jamieson Greer. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Indiens Wirtschaftspolitik traditionell stark auf Binnenmarktschutz ausgerichtet sei.
Die Regierung in Delhi habe den eigenen Markt jahrzehntelang konsequent abgeschirmt. Trump hingegen will mit neuen Abkommen ausländische Märkte für US-Produkte öffnen. Besonders in sensiblen Sektoren wie der Landwirtschaft gibt es jedoch noch keine Einigung.
Landwirtschaft bleibt zentraler Streitpunkt
Die Landwirtschaft sorgt für die größten Spannungen. Die USA wollen mehr Zugang zum riesigen indischen Agrarsektor. Sie sehen dort ein enormes Marktpotenzial. Indien jedoch schützt diesen Bereich strikt und beruft sich auf Ernährungssicherheit sowie die Existenz von Millionen Kleinbauern.
Handelsminister Piyush Goyal erklärte kürzlich, die Landwirtschaft sei für Indien ein sehr sensibles Thema. Die Interessen der Bauern müssten in jedem Fall geschützt bleiben. Eine Öffnung des Markts werde es nicht um jeden Preis geben.
Hoffnung auf Deal bleibt – Handelsvolumen soll wachsen
Trotz der Differenzen zeigt sich Indien zuversichtlich. Goyal sagte gegenüber Medien, man sei „optimistisch“, bald eine Einigung mit den USA zu erzielen. Im Gespräch mit Reuters sprach er von „fantastischen Fortschritten“ in den Verhandlungen und einem möglichen „bedeutenden Abkommen“.
Bis vor Kurzem waren die USA Indiens wichtigster Handelspartner. 2024 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf 190 Milliarden Dollar. Trump und Premierminister Narendra Modi haben sich ein Ziel von 500 Milliarden Dollar gesetzt.
Indien hat bereits Zölle auf bestimmte US-Produkte wie Bourbon-Whiskey und Motorräder gesenkt. Trotzdem verzeichnet Washington weiterhin ein Handelsdefizit von 45 Milliarden Dollar. Trump will dieses Ungleichgewicht rasch verringern – notfalls mit Zwang.