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„Tiny Melodies“: Wie Motten Daten zu Musik werden – und auf ihr Verschwinden aufmerksam machen

by Katharina Eberharter
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Die britische Musikerin Ellie Wilson hat mit „Moth x Human“ ein einzigartiges Musikstück geschaffen, das die Flugbewegungen von Motten in Melodien verwandelt, um auf deren dramatischen Rückgang hinzuweisen.

Die Idee: Motten komponieren mit

In einem Naturschutzgebiet auf Parsonage Down bei Salisbury ordnete Wilson 80 Mottenarten jeweils einen eigenen Klang zu. Jedes Mal, wenn eine Motte auf ihrem Monitor landete, löste sie einen Ton aus. Um diese automatisch erzeugten Fragmente komponierte Wilson Musik für Violine, Cello, Posaune, Klavier und Synthesizer.

„Die Motten haben winzige Melodien geschaffen, kleine Fragmente, die ich dann weiterverarbeitet habe – sogar Klopfen auf dem Cellokorpus, um das Geräusch einer Motte nachzuahmen, die in einer Lampe gefangen ist“, so Wilson.

Warnung vor dem Rückgang der Bestände

Motten sind wichtige Bestäuber und Nahrung für Vögel, Fledermäuse und Eulen. Doch durch Habitatverlust, Pestizide und die Klimakrise gehen ihre Bestände weltweit drastisch zurück. „Viele merken das nicht, weil Motten nachts aktiv sind – aber sie sind genauso wichtig wie Bienen und Schmetterlinge“, sagt Wilson.

Wissenschaft trifft Musik

Wilson arbeitete für das Projekt mit Oxford Contemporary Music und Biodiversitätsforschern des UK Centre of Ecology and Hydrology zusammen. Das Stück macht den Unterschied hörbar: Am Ende wechselt es von der artenreichen Wiese zu Daten aus einer Monokultur, in der nur noch 19 Mottenarten leben – und der Klang verklingt fast völlig.

„Zahlen allein überzeugen nicht“, sagt Wilson. „Musik macht die Katastrophe für mehr Menschen greifbar.“

Mehr Natur in der Musik

Wilson ist nicht allein: Cosmo Sheldrake kämpft darum, dass ein Wald in Ecuador als Co-Autor eines Songs anerkannt wird. Projekte wie Radio Lento streamen Naturgeräusche aus britischen Landschaften. Und in Seoul verwandelt Heatherwick Studio eine unbewohnte Insel in einen Park, in dem Musik durch die Schallwellen der Berge inspiriert wird.

Finnland geht noch weiter – als erstes Land mit einer offiziellen Klanglandschaft.

„Ökosysteme erzählen Geschichten – man muss nur zuhören“, so Sheldrake. Wilson zeigt mit ihren „Tiny Melodies“, wie Kunst und Natur gemeinsam Bewusstsein für die fragile Balance unserer Umwelt schaffen können.

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