Nach dem großflächigen Stromausfall, der den Flughafen London Heathrow am Freitag teilweise lahmlegte, hat die britische Regierung eine dringliche Untersuchung eingeleitet. Rund 300.000 Passagiere waren betroffen, mehr als 1.350 Flüge mussten gestrichen oder umgeleitet werden. Experten sprechen von einem „Weckruf“ für die Sicherheit kritischer Infrastruktur im Vereinigten Königreich.
Regierung will Ursachen klären – Neso übernimmt Untersuchung
Energieminister Ed Miliband beauftragte die National Energy System Operator (Neso) mit der Untersuchung des Vorfalls. Die unabhängige Behörde soll klären, wie es zu dem Brand in einer Hochspannungs-Umspannstation in Hayes westlich von London kommen konnte. Außerdem soll sie bewerten, wie resilient das britische Energiesystem gegenüber ähnlichen Vorfällen ist.
„Dieser Stromausfall hat enorme Auswirkungen auf Reisende und Unternehmen gehabt“, erklärte Miliband. „Wir müssen verstehen, was passiert ist, und sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederholt.“
Auch die Regulierungsbehörde Ofgem kündigte an, den Vorfall zu prüfen und bei Verstößen gegen Vorschriften „nicht zu zögern“, Maßnahmen zu ergreifen.
Die Untersuchung wurde zunächst von Anti-Terror-Ermittlern der Metropolitan Police geleitet. Diese erklärten nach ersten Erkenntnissen, dass keine Hinweise auf eine Straftat oder Sabotage vorliegen.
Neso, das seit Oktober 2023 für die Planung und Steuerung der britischen Strom- und Gasnetze verantwortlich ist, will erste Ergebnisse innerhalb von sechs Wochen vorlegen.
Kritik an mangelnder Ausfallsicherheit von Flughäfen
Heathrow-Chef Thomas Woldbye betonte, dass sich der Brand außerhalb des Flughafengeländes ereignet habe. Zwar sei der Flughafen über drei Umspannwerke versorgt, doch die Energieversorgung musste aufgrund des Feuers kurzfristig umstrukturiert werden.
Woldbye sagte, er sei „stolz“ auf die Reaktion des Flughafens, räumte aber ein, dass der Vorfall aufgearbeitet werden müsse. Für seine öffentliche Kommunikation erntete er allerdings Kritik wegen Verharmlosung.
Lord Toby Harris, Vorsitzender der National Preparedness Commission, bezeichnete es als „bemerkenswert“, dass der Ausfall einer einzelnen Umspannstation den Betrieb eines der wichtigsten Flughäfen der Welt vollständig zum Erliegen bringen könne.
Laut einem Bericht der Financial Times wurde bereits 2014 in einer internen Analyse auf eine „zentrale Schwachstelle“ in der Stromversorgung von Heathrow hingewiesen. Selbst eine kurze Unterbrechung könne laut dem Bericht langfristige Folgen haben.
Folgen für Passagiere – Regierung fordert Konsequenzen
Hunderte zusätzliche Mitarbeiter wurden eingesetzt, um die Rückstände bei Passagieren abzuarbeiten. Die Auswirkungen des Ausfalls dürften sich jedoch noch über mehrere Tage hinziehen.
Einige Reisende mussten teure Ersatzflüge buchen. Die 24-jährige Farah Rafeeq, die zu einer Hochzeit nach Kambodscha fliegen wollte, berichtete: „Die letzten Stunden waren ein Albtraum. Wir mussten zwischen 600 und 700 Pfund extra für neue Tickets zahlen.“
Verkehrsministerin Heidi Alexander betonte, Heathrow sei ein „Energieverbraucher auf dem Niveau einer Kleinstadt“, und forderte eine umfassende Analyse des Vorfalls.
Neso-Chef Fintan Slye erklärte, man werde eng mit allen Beteiligten zusammenarbeiten, um Lehren für die zukünftige Energiesicherheit in Großbritannien zu ziehen.
Unabhängig davon leitet Regierungsminister Pat McFadden derzeit eine umfassende Überprüfung der nationalen Resilienzstrategie. Die Regierung steht unter Druck, die Sicherheit kritischer Infrastruktur wie Flughäfen künftig deutlich robuster zu gestalten.