OpenAI-Chef Sam Altman schlägt Alarm: Künstliche Intelligenz könnte bald eine weltweite Betrugswelle auslösen. Er warnt davor, wie leicht Kriminelle mit KI Stimmen und Identitäten fälschen können. „Es ist erschreckend, dass manche Banken immer noch allein auf Sprachabdrücke als Sicherheitsmaßnahme setzen“, sagte Altman. Mit einem einfachen Satz könnten Betrüger hohe Geldsummen transferieren. KI hat mittlerweile fast alle gängigen Authentifizierungsmethoden außer Passwörtern überwunden.
Altman äußerte diese Sorgen während eines ausführlichen Interviews über die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von KI. Das Gespräch fand am Dienstag bei der US-Notenbank statt. Auch Vertreter großer Finanzinstitute nahmen daran teil.
KI als Fokus der US-Politik
Altmans Auftritt kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die US-Regierung ihren „AI Action Plan“ vorstellen will. Dieses Dokument soll die Strategie für den Umgang mit KI skizzieren und die technologische Führungsposition der USA sichern.
OpenAI unterstützte die Planentwicklung aktiv und intensiviert seine Lobbyarbeit in Washington. Das Unternehmen plant, Anfang nächsten Jahres ein Büro in Washington, DC, zu eröffnen. Rund 30 Mitarbeiter sollen dort arbeiten. Chan Park, Leiter für US- und Kanada-Beziehungen, und Joe Larson, der von einem Rüstungsunternehmen wechselt, führen das Büro.
Das neue Zentrum soll politischen Entscheidungsträgern als Anlaufstelle dienen, neue Technologien vorstellen und Schulungen für Lehrer und Regierungsbeamte anbieten. Außerdem wird es Forschung zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von KI betreiben und den Zugang zur Technologie verbessern.
Alarmierende Betrugsfälle durch KI
Altman ist nicht der Einzige, der vor steigenden Betrugsfällen mit KI warnt. Das FBI warnte bereits letztes Jahr vor täuschend echten KI-Stimmen- und Video-Manipulationen. Eltern berichteten mehrfach, dass Betrüger mithilfe von KI-Stimmen vorgaben, ihre Kinder seien in Gefahr, um Geld zu erpressen.
Vor wenigen Wochen warnten US-Behörden, dass jemand die Stimme von Außenminister Marco Rubio mit KI nachahmte. Auch ausländische Minister, ein Gouverneur und ein Kongressmitglied erhielten solche Fälschungsanrufe.
„Ich sehe eine große Betrugskrise auf uns zukommen“, sagte Altman. „Was heute ein Anruf ist, wird bald ein Video oder ein Videoanruf sein, der nicht von der Realität zu unterscheiden ist.“ OpenAI entwickelt solche Werkzeuge nicht, aber die Welt müsse sich bald dieser Herausforderung stellen. Altman unterstützt deshalb das Projekt The Orb, das einen „Nachweis der Menschlichkeit“ bieten will.
Gefahren durch Superintelligenz
Altman warnt zudem vor dem Missbrauch von KI-Superintelligenz. Er fürchtet, dass Gegner der USA diese Technik für Angriffe auf kritische Infrastruktur oder die Entwicklung von Biowaffen nutzen könnten. Solche Befürchtungen finden sich auch in US-Politikkreisen, insbesondere angesichts des Wettbewerbs mit China.
Er sieht die Gefahr, dass Menschen die Kontrolle über eine hochentwickelte KI verlieren oder ihr zu viel Macht übertragen. Viele Unternehmen arbeiten an solchen Systemen. Altman glaubt, dass die 2030er Jahre KI hervorbringen könnten, die dem Menschen weit überlegen ist. Wann das passiert, ist aber noch unklar.
Unsicherheit über die Zukunft der Arbeit
Anders als viele Tech-Experten sieht Altman die Folgen von KI für den Arbeitsmarkt weniger dramatisch. Während andere vor Jobverlusten warnen, sagt er: „Niemand kann genau vorhersagen, was als Nächstes passiert.“ Die Zukunft sei zu komplex und schwer zu prognostizieren.
Er glaubt, dass zwar viele Jobs wegfallen, aber neue Tätigkeiten entstehen. Altman wiederholt seine Prognose, dass Menschen in 100 Jahren wahrscheinlich keine „echten Jobs“ mehr haben. Stattdessen werden sie Beschäftigungen finden, um sich nützlich zu fühlen und sozial eingebunden zu sein.
Diese Sicht deutet darauf hin, dass Altman sich weniger Sorgen um Jobverluste macht. Wie KI komplexe Aufgaben wie juristische Beratung oder handwerkliche Tätigkeiten übernehmen könnte, bleibt jedoch offen.
Produktivität durch ChatGPT steigt
Parallel veröffentlichte OpenAI einen Bericht seines Chefökonomen Ronnie Chatterji. Er vergleicht ChatGPT mit bahnbrechenden Technologien wie Strom und dem Transistor. Weltweit nutzen etwa 500 Millionen Menschen ChatGPT.
In den USA verwenden 20 Prozent der Nutzer ChatGPT als „persönlichen Tutor“ zum Lernen und Weiterbilden. Über die genauen Inhalte machte der Bericht keine Angaben. Mehr als die Hälfte der Nutzer sind zwischen 18 und 34 Jahre alt, was langfristig wirtschaftliche Vorteile verspricht.
Chatterji arbeitet in den kommenden zwölf Monaten mit den Ökonomen Jason Furman und Michael Strain an einer umfassenden Studie zum Einfluss von KI auf den Arbeitsmarkt. Diese Forschung findet im neuen OpenAI-Büro in Washington statt.