Zwei frühere Kommissionsmitglieder schildern ihre Erfahrungen mit der einstigen Gewissensprüfung. Der Nationalrat will diese wieder einführen, weil zu viele Männer Zivildienst statt Militärdienst leisten. Künftig müssten Betroffene erneut vor einer Kommission darlegen, warum sie den Dienst mit der Waffe ablehnen.
Sibylle Feucht war seit den 1990er-Jahren in der Zulassungskommission aktiv. Sie erhielt die Stelle nach einer Bewerbung. Die Kommission bestand aus Menschen mit vielfältigem Hintergrund. Feucht erklärt, es habe sich nicht um eine klassische Prüfung gehandelt. Es ging vielmehr darum, das persönliche Gewissenskonflikt mit dem Militärdienst nachzuvollziehen.
Gespräche statt Beurteilung
Peter Schwarz leistete Militärdienst und arbeitete später ebenfalls in der Kommission. Er sprach mit rund 150 Personen über deren Haltung zur Armee. Die Mehrheit begründete ihren Zivildienstwunsch glaubwürdig und nachvollziehbar.
Oft ergaben sich laut beiden aufschlussreiche Gespräche. Manchmal schlugen sie waffenlose Alternativen wie Sanitätsdienste vor. Für Schwarz waren nicht nur Akademiker überzeugend. Gerade Lehrlinge oder Personen ohne Studium überzeugten durch klare Aussagen.
Feucht ergänzte, praktische Denkweise beeindruckte mehr als sprachliche Gewandtheit. Theoretische Antworten wirkten weniger authentisch.
Kritik an Rückschritt
Beide äußerten Skepsis gegenüber einer Wiedereinführung der Gewissensprüfung. Schwarz sieht Klärungsbedarf innerhalb der Armee, bevor man den Zugang zum Zivildienst erschwert.
Feucht spricht sich gegen ein Rückgreifen auf alte Konzepte aus. Sie fordert stattdessen ein modernes Dienstmodell – zum Beispiel eine allgemeine Dienstpflicht für alle, wie in Schweden.