Die Schweiz setzte im vergangenen Jahr 462 abgelehnte Asylsuchende mit Zwang auf Sonderflüge. Das sind so viele wie noch nie. Im ersten Amtsjahr von Justizminister Beat Jans stieg die Zahl deutlich. Zum Vergleich: In den 2010er-Jahren lag der Höchstwert bei 345 Personen pro Jahr. Jeder Flug kostete etwa 5000 Franken pro Person.
Die meisten Rückführungen – exakt 351 – erfolgten nach Kroatien. Laut Dublin-Abkommen müssen Geflüchtete dort Asyl beantragen, wenn sie dort erstmals EU-Boden betreten haben. Viele reisen jedoch weiter in den Westen.
Kritik an Rückführungen nach Kroatien wächst
Samuel Wyss vom Staatssekretariat für Migration betont: Kroatien garantiere ein rechtsstaatliches Asylverfahren. Medizinische Versorgung sei ebenfalls gesichert. Doch Juristin Andrea Jelovcic vom Centre for Peace Studies widerspricht. Sie spricht von „besonders brutalen“ Abschiebungen durch die Schweiz. Eine Frau sei zwei Tage nach einer Fehlgeburt ausgeschafft worden – ohne Weitergabe ihrer Krankenakte.
Offizielle Stellen betonen, sie prüften jeden Fall individuell, insbesondere bei vulnerablen Personen. Es existieren jedoch keine Vorschriften zum Austausch medizinischer Informationen bei Ausschaffungen.
Rückkehr trotz Abschiebung
Viele Rückgeführte bleiben nicht in Kroatien. Die Behörden dort fördern laut Beobachtern sogar die Weiterreise. SRF Investigativ berichtet von Fällen, in denen schwer kranke Kinder mit ihren Familien zurück in die Schweiz kamen. Kroatische Behörden baten die Schweiz offiziell um Rücknahme – wegen medizinischer Gründe.
Zuverlässige Quellen nennen auch den Fall eines schwer kranken Mädchens namens Bezma, das mit ihrer Familie zurückkehrte. Offiziell äußert sich der Bund zu diesem Fall nicht. Statistiken zu Rückkehrern gibt es keine. Die Zahl der Mehrfach-Asylgesuche stieg jedoch stark an – auf rund 2500 im Jahr 2024.
Trotz aller Kritik und Reformbedarf in Kroatien setzt die Schweiz weiterhin auf Zwangsausschaffungen. Der Bund investiert aktuell 1,2 Millionen Franken in die medizinische Versorgung von Asylsuchenden in Kroatien – bei gleichzeitig anhaltender Rückführungspraxis.