Übernahme zu reduziertem Preis wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten
Der italienische Luxuskonzern Prada hat Versace für 1,25 Milliarden Euro (1,38 Milliarden US-Dollar) von Capri Holdings übernommen. Die Kaufsumme liegt rund 180 Millionen Euro unter dem ursprünglich erwarteten Preis. Der Nachlass ist auf die angespannte Marktlage und weltweite Unsicherheiten im Handel zurückzuführen – unter anderem wegen US-Zollentscheidungen.
Capri, das auch Marken wie Michael Kors und Jimmy Choo besitzt, hatte zuvor vergeblich versucht, für 8,5 Milliarden Dollar mit dem US-Konzern Tapestry zu fusionieren. Nach dem Scheitern des Deals und wachsendem Schuldendruck entschied sich das Unternehmen, sich von Versace zu trennen. Prada gehörte zu den ersten Interessenten und setzte sich am Ende durch.
Italienische Modekompetenz unter einem Dach gebündelt
Patrizio Bertelli, Vorsitzender der Prada-Gruppe, bezeichnete den Kauf als wichtigen Meilenstein. Er erklärte, man wolle ein neues Kapitel für Versace aufschlagen. Beide Marken stünden für kreative Exzellenz, handwerkliche Tradition und italienische Eleganz.
Neben Versace gehören zur Prada-Gruppe auch Miu Miu, die Schuhmarken Church’s und Car Shoe, das Segelteam Luna Rossa sowie die Feinkostlinie Marchesi. Frühere Expansionen in den späten 1990er-Jahren – etwa mit Jil Sander und Helmut Lang – wurden später aufgegeben. Der Versace-Kauf signalisiert nun eine Rückkehr zur Strategie, führende italienische Marken unter einem starken Dach zu vereinen.
Neuer kreativer Kurs bei Versace
Mit der Übernahme geht auch ein Führungswechsel einher: Donatella Versace gibt nach fast drei Jahrzehnten ihren Posten als Kreativdirektorin auf. Künftig wird sie als Markenbotschafterin tätig sein und sich auf Repräsentation, Events und wohltätige Projekte konzentrieren. Die kreative Leitung übernimmt Dario Vitale, der zuvor bei Miu Miu für visuelle Konzepte verantwortlich war.
Obwohl Prada und Versace stilistisch sehr unterschiedlich sind – das eine für intellektuelle Schlichtheit, das andere für extravagante Sinnlichkeit – verbindet die beiden Designerinnen eine enge Freundschaft. Donatella sagte einst, sie bewunderten sich gegenseitig und hätten großen Einfluss aufeinander.
Wachstum trotz globaler Marktschwäche
Während viele Luxusmarken mit Absatzproblemen kämpfen, wächst Prada weiter. Der Konzern erzielte 2024 einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro – ein Anstieg von 17 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders Miu Miu trug mit erfolgreichen Modetrends wie Mikro-Röcken und Ballettschuhen zur Umsatzsteigerung bei und verdoppelte nahezu den Gewinn.
Mit der Übernahme von Versace stärkt Prada seine internationale Position und baut seine Führungsrolle in der italienischen Modewelt weiter aus. Tradition, Innovation und globale Präsenz stehen im Zentrum dieser neuen strategischen Ausrichtung.