Greenpeace deckt alarmierende Zahlen auf
Die fünf größten Öl- und Chemiekonzerne – ExxonMobil, Dow, Shell, TotalEnergies und ChevronPhillips – stehen im Fokus der Kritik von Greenpeace. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass diese Unternehmen in den letzten fünf Jahren 132 Millionen Tonnen Plastik produziert haben, aber nur 118.500 Tonnen davon recyceln konnten. Diese Diskrepanz unterstreicht die wachsende Sorge über die Rolle der Industrie bei der Plastikverschmutzung.
Trotz ihrer Mitgliedschaft in der „Alliance to End Plastic Waste“ (AEPW), einer Initiative zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung, verfehlen die Unternehmen ihre eigenen Ziele deutlich. Die AEPW hatte ursprünglich versprochen, bis 2023 15 Millionen Tonnen Plastikmüll umzuleiten. Doch die Realität zeigt, dass ihre Maßnahmen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Versprechen und Realität: Die Diskrepanz wird deutlich
Die von Greenpeace veröffentlichte Analyse basiert auf Daten des Marktforschungsunternehmens Wood Mackenzie und beleuchtet die Lücke zwischen Zielvorgaben und tatsächlichen Ergebnissen:
- Versprochen: Umleitung von 15 Millionen Tonnen Plastikabfällen bis 2023.
- Erreicht: Nur 118.500 Tonnen Plastik wurden tatsächlich recycelt.
- Produziert: Gleichzeitig stieg die Plastikproduktion der fünf Konzerne auf 132 Millionen Tonnen.
Dieses Verhältnis macht deutlich, dass die Recyclingmaßnahmen in keinem Verhältnis zur wachsenden Produktion stehen. Greenpeace kritisiert, dass die AEPW ihre ursprünglichen Ziele stillschweigend aufgegeben habe, was die Unwirksamkeit ihrer Bemühungen belege.
Greenwashing-Vorwürfe gegen die AEPW
Greenpeace beschuldigt die AEPW, ihre Maßnahmen als „Greenwashing“ darzustellen, um sich um tatsächliche Veränderungen zu drücken. Will McCallum von Greenpeace UK verglich die Situation mit dem Versuch, „Wasser mit einem Teelöffel zu schöpfen, während der Wasserhahn weiter läuft.“ Laut McCallum liegt die wahre Lösung nicht im Recycling, sondern in einer drastischen Reduzierung der Plastikproduktion.
Auch der Umweltaktivist Bill McKibben kritisierte die Öl- und Gasindustrie. Seiner Meinung nach täuscht die Branche vor, Plastikverschmutzung bekämpfen zu wollen, während sie gleichzeitig die Produktion stetig erhöht.
AEPW verteidigt sich, aber der Druck wächst
Die AEPW weist die Kritik zurück und betont, dass sie Innovationen und Lösungen zur Reduzierung von Plastikabfällen fördere. Allerdings wird der Allianz vorgeworfen, nicht ausreichend gegen die Hauptursache der Plastikverschmutzung – die Produktion – vorzugehen. Besonders umstritten ist ihre Ablehnung von Obergrenzen für die Plastikproduktion, die von vielen Regierungen und Umweltorganisationen als entscheidender Schritt gefordert werden.
Im Rahmen der laufenden UN-Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen wird darüber entschieden, ob Produktionsobergrenzen eingeführt werden. Die Haltung der AEPW könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Experten warnen: Produktion von „Jungplastik“ muss reduziert werden
Die Mehrheit der Umweltwissenschaftler sieht eine drastische Reduktion der Plastikproduktion als unabdingbar. Professor Steve Fletcher von der University of Portsmouth betonte, dass Recycling allein nicht ausreicht, solange die Herstellung von Plastik in diesem Umfang fortgesetzt wird. Er forderte die Industrie auf, ihre Abhängigkeit von „Jungplastik“ zu verringern.
Kritiker warnen außerdem vor dem verstärkten Einsatz von chemischem Recycling, einer Methode, die von der AEPW unterstützt wird. Diese Technologien lösen laut Experten das Problem nicht grundlegend, da sie den hohen Energieverbrauch und die Umweltbelastung durch die Produktion von Plastik nicht reduzieren.
Globale Plastikproduktion: Ein wachsendes Problem
Die weltweite Plastikproduktion hat sich zwischen 2000 und 2019 mehr als verdoppelt und erreichte 2019 eine Gesamtmenge von 460 Millionen Tonnen. Davon wurden jedoch nur 9 % recycelt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die wachsende Produktion das Recycling weit übersteigt. Solange keine deutlichen Produktionsbegrenzungen eingeführt werden, bleibt die Bewältigung der Plastikkrise ein nahezu unmögliches Unterfangen.
Ein Kurswechsel ist dringend notwendig
Obwohl die AEPW ein Modell der Kreislaufwirtschaft propagiert, warnen Experten, dass dies ohne eine Reduktion der Plastikproduktion nicht effektiv sein kann. Die laufenden Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen könnten entscheidend dafür sein, ob die Industrie bereit ist, ihren Kurs zu ändern.
Während die AEPW weiterhin gegen Produktionsobergrenzen argumentiert, setzen Regierungen und Umweltorganisationen auf diese Maßnahmen. Die nächsten Schritte in den Verhandlungen werden zeigen, ob der Fokus künftig stärker auf der Reduktion von Plastik statt auf Recyclingtechnologien liegt.
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