Britische Kliniken setzen ab sofort auf eine neue Behandlungsstrategie bei Herzinsuffizienz. Eine internationale Studie hat gezeigt, dass die sogenannte „Schnelltitration“ von Medikamenten die Sterblichkeit deutlich verringert.
Früher Medikamenteneinsatz verbessert Heilungschancen deutlich
Beim neuen Ansatz erhalten Patienten höhere Dosierungen ihrer Herzmedikamente innerhalb der ersten zwei Wochen nach einem Herzinfarkt oder einer akuten Dekompensation – statt wie bisher über Monate hinweg langsam aufdosiert zu werden.
Die Erkenntnisse stammen aus der Strong-HF-Studie, an der 87 Kliniken in 14 Ländern beteiligt waren. Das Ergebnis: Die Sterberate sank um 62 Prozent, Krankenhausrückkehrer wegen Herzschwäche um 30 Prozent.
„Früher haben wir neun bis zwölf Monate gebraucht, um die Zieldosis zu erreichen. Jetzt schaffen wir es in zwei bis drei Wochen“, erklärt Matthew Sunter, leitender Herzinsuffizienz-Pfleger am St George’s Hospital in London.
„Das ist ein echter Durchbruch – ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas noch erlebe.“
Kliniken in London und Swansea setzen Methode bereits ein
Das St George’s Hospital in London sowie das Morriston Hospital in Swansea haben bereits erste Patienten mit dem neuen Verfahren behandelt.
St George’s betreute bislang 14 Patienten auf diese Weise, geplant ist eine Ausweitung auf 100 Fälle jährlich. In Swansea sollen dieses Jahr 500 Patienten mit der Methode erreicht werden.
„Diese Therapie ist intensiv. Wir prüfen vorab Blutdruck und Nierenfunktion, um sicherzugehen, dass sie vertragen wird“, so Dr. Parin Shah, Kardiologe in Swansea.
„Nicht alle eignen sich dafür – aber für diejenigen, die es vertragen, ist der Nutzen enorm.“
Hoffnung für viele Betroffene und Entlastung der Kliniken
Herzinsuffizienz betrifft rund eine Million Menschen im Vereinigten Königreich. Die Krankheit ist nicht heilbar und belastet das Gesundheitssystem erheblich.
Prof. Simon Roy von NHS England spricht von einer möglichen Wende in der Versorgung:
„Diese Behandlung kann das Leben von Tausenden verbessern. Sie steht exemplarisch für den Anspruch des NHS, modernste Therapien bereitzustellen.“
Auch die British Heart Foundation zeigte sich überzeugt:
„Diese neue Methode wirkt vielversprechend“, sagte Emily McGrath, leitende Kardiologiepflegerin der Stiftung.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums lobte die Leistung der Klinik in London:
„Diese Innovation beweist, dass der NHS weltweit medizinisch ganz vorne mitspielt.“
Die neue Strategie könnte künftig unnötige Todesfälle verhindern, Krankenhäuser entlasten und den Lebensalltag der Betroffenen spürbar verbessern.