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Neue Gendiagnostik könnte Hirntumore schon während der OP erkennen

by Katharina Eberharter
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Forscher haben eine Methode entwickelt, die Hirntumore genetisch in nur wenigen Stunden bestimmen kann – bislang dauerte das oft acht Wochen. Das Team um Professor Matthew Loose von der Universität Nottingham nutzte sogenannte Nanopore-Technologie, um diesen Zeitrahmen drastisch zu verkürzen. Mit dem Verfahren ließe sich eine gezielte Behandlung deutlich früher beginnen – theoretisch sogar noch während der Operation. Weltweit erhalten jährlich etwa 740.000 Menschen eine Hirntumor-Diagnose, rund die Hälfte der Fälle ist gutartig. Wird ein Tumor entdeckt, entnehmen Chirurgen eine Gewebeprobe. Pathologen analysieren diese zunächst mikroskopisch, doch die entscheidenden Hinweise liefert oft erst ein genetischer Test.

Die neue Methode basiert auf Nanoporen – winzige Öffnungen in einer Membran, durch die elektrische Ströme fließen. Sobald DNA-Moleküle diese Poren durchqueren, verändern sie das elektrische Signal in typischer Weise. Jede Base – oder deren chemische Modifikation – stört den Strom auf eine spezifische Weise. Diese Muster lassen sich auslesen und mit bekannten genetischen Tumorprofilen abgleichen. Ein speziell entwickeltes Computerprogramm übernimmt die Auswertung und ordnet das Ergebnis einem bestimmten Tumortyp zu. Die Forscher testeten die Methode zunächst mit 30 archivierten Proben und danach mit 50 frischen Gewebeproben, die direkt während Operationen entnommen wurden. Nach 24 Stunden klassifizierte das System 90 Prozent der Proben korrekt – ein Wert, der sich mit herkömmlichen Verfahren messen kann. Besonders bemerkenswert: Bei 76 Prozent der frischen Proben erfolgte die Diagnose bereits innerhalb einer Stunde. Dadurch könnten Ärzte im Idealfall schon zwei Stunden nach Entnahme erste Ergebnisse vorliegen haben.

Die Kosten pro Probe liegen bei rund 400 Pfund – ähnlich wie bei bisherigen genetischen Analysen. Entscheidend ist für Loose nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch der medizinische Nutzen: Chirurgen könnten noch während der laufenden Operation entscheiden, ob ein aggressiveres Vorgehen nötig ist oder ob der Nutzen eines weiteren Eingriffs gering ausfällt. Zudem könne ein früherer Befund den Zugang zu klinischen Studien erleichtern und möglicherweise neue Behandlungswege eröffnen. Sollte es in Zukunft Medikamente geben, die direkt während einer Operation lokal auf den Tumor appliziert werden können, würde eine schnelle Diagnose zum Schlüssel für ganz neue Therapien.

Dr. Matt Williams, Onkologe am Imperial College Healthcare NHS Trust, lobte die Geschwindigkeit des neuen Verfahrens, betonte aber, dass die eigentliche Herausforderung darin liege, diese Technik in konkrete Behandlungsstrategien zu überführen. Noch existieren intraoperative Therapien kaum, sagte er. Doch wenn man solche Ansätze entwickeln wolle, müsse die Diagnose direkt im OP-Saal erfolgen. Nur dann lasse sich die passende Therapie sofort einsetzen.

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