Kritik an BMI als alleiniger Messgröße
Führende Wissenschaftler drängen auf eine Reform der Adipositas-Diagnose, da der Body-Mass-Index (BMI) zunehmend als unzureichend gilt. Ein Bericht der Lancet-Kommission zeigt, dass der BMI wichtige Faktoren wie Fettverteilung und allgemeine Gesundheit nicht berücksichtigt, was häufig zu Fehldiagnosen führt.
Vorschlag: Individuellere Diagnostik mit neuen Kategorien
Die Lancet-Kommission schlägt vor, zusätzliche Messmethoden wie das Taille-zu-Größe-Verhältnis und sichtbare Gesundheitsindikatoren einzubeziehen. Sie empfiehlt zwei neue Kategorien:
- Klinische Adipositas: Diese Form der Adipositas geht mit gesundheitlichen Einschränkungen wie reduzierter Organfunktion oder Problemen im Alltag einher und erfordert sofortige medizinische Maßnahmen.
- Präklinische Adipositas: Hier besteht ein Überschuss an Körperfett ohne akute Gesundheitsprobleme, jedoch mit erhöhtem Risiko für zukünftige Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden.
Prof. Francesco Rubino, Vorsitzender der Kommission, erklärte, dass dieser differenzierte Ansatz eine präzisere und personalisierte Behandlung ermöglicht und gleichzeitig Fehldiagnosen sowie unnötige medizinische Eingriffe vermeidet.
Medizinische Fachwelt begrüßt Reformvorschlag
Dr. Kath McCullough vom Royal College of Physicians lobte die vorgeschlagenen Kategorien als bedeutenden Fortschritt für die Patientenversorgung. Katharine Jenner von der Obesity Health Alliance betonte jedoch, dass der Fokus auf der Unterstützung von Menschen mit Übergewicht liegen sollte, anstatt ausschließlich die Diagnosemethoden zu überarbeiten.
Die Reform soll helfen, die Adipositas-Diagnose weltweit zu verbessern und eine gezieltere Behandlung der Betroffenen zu gewährleisten.
