Texas verschärft Online-Schutzmaßnahmen
In Texas tritt ein neues Gesetz in Kraft, das Apple und Google verpflichtet, das Alter aller App-Store-Nutzer zu überprüfen. Gouverneur Greg Abbott setzte am Dienstag seine Unterschrift unter die Regelung. Der Texas App Store Accountability Act verlangt deutlich mehr Nutzerdaten als ähnliche Gesetze, etwa das kürzlich verabschiedete in Utah. Die Bestimmungen treten Anfang nächsten Jahres in Kraft, App-Stores erhalten bis dahin Zeit, geeignete Verifizierungsprozesse zu entwickeln. Das texanische Parlament verabschiedete das Gesetz mit überragender Mehrheit.
Gesetz fordert elterliche Kontrolle und Datenweitergabe
Das Gesetz ist Teil einer übergreifenden politischen Initiative zum Schutz von Kindern im Internet. Politiker und einzelne Plattformbetreiber betonen, App-Stores müssten eine zentrale Rolle bei der Altersprüfung einnehmen. Mehrere Bundesstaaten in den USA haben vergleichbare Maßnahmen vorgeschlagen. Gleichzeitig warnen Kritiker, darunter Experten und App-Betreiber, vor schwerwiegenden Eingriffen in die Privatsphäre und vor Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung.
Apple erklärte, man bevorzuge Schutzmechanismen, die ohne umfassende Datenerhebung auskommen. Laut einem Bericht des Wall Street Journal hatte CEO Tim Cook den Gouverneur persönlich gebeten, die Regelung nicht in dieser Form zu unterzeichnen.
„Der Schutz texanischer Kinder im digitalen Raum steht weiterhin im Zentrum der Politik von Gouverneur Abbott“, sagte Pressesprecher Andrew Mahaleris. „Texas wird Eltern die Kontrolle über die digitalen Inhalte ihrer Kinder erleichtern.“
App-Stores tragen Verantwortung für Altersverifikation
Ähnlich wie in Utah verlangt das texanische Gesetz, dass App-Stores das Alter sämtlicher Nutzer prüfen und bei Minderjährigen eine elterliche Zustimmung einholen. Zusätzlich müssen die Plattformen Informationen über die Altersgruppe — Kind, junger Teenager, älterer Teenager oder Erwachsener — an App-Entwickler weitergeben, um altersgerechte Inhalte zu ermöglichen.
Texas geht jedoch einen Schritt weiter: App-Stores müssen nun auch sicherstellen, dass die zustimmende Person tatsächlich das Sorgerecht für das betreffende Kind besitzt. Apple und Google kritisieren die Regelung scharf. Sie sehen darin eine Gefahr für den Datenschutz, da auch Erwachsene persönliche Dokumente wie Ausweise oder Gesichtsscans übermitteln müssten — selbst beim Download altersunabhängiger Apps wie Wetteranwendungen. Eltern müssten für die Erziehungsnachweise weitere sensible Daten einreichen.
Juristen warnen vor möglichen verfassungsrechtlichen Konflikten. Erwachsene müssten zwischen dem Schutz ihrer Daten und dem Zugang zu legalen Inhalten wählen. Minderjährige dürften bestimmte Inhalte nur mit Zustimmung der Eltern nutzen, obwohl diese rechtlich geschützt seien.
Konzerne arbeiten an datensparenden Lösungen
Apple und Google schlagen eine alternative Aufteilung der Verantwortung vor, bei der App-Stores und Entwickler gemeinsam für die Altersprüfung zuständig wären. Altersangaben würden nur an Plattformen weitergeleitet, die sie benötigen.
Apple kündigte eine neue Funktion namens „Age Assurance“ an, mit der Eltern das Alterssegment ihres Kindes sicher an App-Entwickler übermitteln können. Diese Lösung verzichtet auf die zentrale Sammlung sensibler Ausweisdaten durch die App-Stores. Google reagierte nach Unterzeichnung des Gesetzes zunächst nicht auf Presseanfragen.
Im Gegensatz dazu sprechen sich Plattformen wie Meta, Snap und X ausdrücklich für die Altersverifikation durch App-Stores aus. Ihrer Ansicht nach wäre dies nutzerfreundlicher, da sensible Daten nicht auf mehreren Plattformen verteilt werden müssten.
Das texanische Gesetz reagiert auf zunehmende Kritik an sozialen Netzwerken, die Minderjährigen den Zugang zu schädlichen Inhalten wie Essstörungsthemen oder sexueller Belästigung nicht ausreichend erschweren. Die zunehmende Nutzung von KI-Chatbots sorgt zusätzlich für Unsicherheit im Umgang Jugendlicher mit Technologie. Trotz eingeführter Sicherheitsfunktionen warnen Experten, dass viele Jugendliche diese durch falsche Altersangaben umgehen. Daher fordern sie eine verbindliche, kontrollierte Altersverifikation.