Erste KI-generierte Szene in Netflix-Serie umgesetzt
Netflix hat erstmals in einer Originalproduktion visuelle Effekte durch generative künstliche Intelligenz realisieren lassen. In der argentinischen Sci-Fi-Serie The Eternauts entstand eine Szene, in der ein Gebäude einstürzt, vollständig durch KI-generierte Bilder.
Co-CEO Ted Sarandos erklärte, dass diese Technologie dem Produktionsteam erlaubte, die Sequenz deutlich schneller und kostengünstiger fertigzustellen als mit klassischen Methoden. Der Einsatz künstlicher Intelligenz ermöglichte es, hochwertige Effekte trotz begrenzter Mittel zu schaffen.
Sorge in der Branche: Kreative fürchten Machtverlust
Die Nutzung von KI sorgt in der Filmindustrie weiterhin für Diskussionen. Viele Filmschaffende befürchten, dass solche Systeme bestehende Werke ungefragt als Vorlage verwenden. Noch größer ist jedoch die Angst, dass Maschinen kreative Arbeitsplätze verdrängen könnten.
2023 führte diese Debatte zu einem dreimonatigen Streik der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA. Die Forderung: klare Regeln für den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Medienproduktion. Auch Filmschaffende wie Tyler Perry äußerten sich kritisch – er stoppte 2024 ein Großprojekt wegen der schnellen Entwicklungen im KI-Bereich.
Technologie als Chance für kleinere Produktionen
Netflix meldete im zweiten Quartal einen Umsatz von 11 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 16 Prozent. Der Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr von 2,1 auf 3,1 Milliarden Dollar. Ein starker Treiber war die finale Staffel von Squid Game, die 122 Millionen Aufrufe erzielte.
Sarandos betonte, dass generative KI besonders kleinen Teams hilft, aufwendige Effekte umzusetzen. Die in The Eternauts gezeigte Szene konnte zehnmal schneller realisiert werden als mit traditionellen Mitteln.
„Für eine Serie mit diesem Budget wäre das sonst unmachbar gewesen“, sagte er. Es handle sich um das erste vollständig KI-generierte Bildmaterial, das in einer Netflix-Produktion gezeigt wurde. Die Produzenten waren laut Sarandos mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Branchenbeobachter sehen langfristige Veränderungen
Davier Yoon, Mitgründer des Animationsstudios CraveFX in Singapur, bewertet Netflix’ Schritt als logische Entwicklung. Immer mehr große Studios integrieren KI in ihre kreativen Prozesse. Für ihn ist KI ein weiteres Werkzeug, das Künstlern zur Verfügung steht.
„Die Technologie ermöglicht es kleinen Studios, visuelle Effekte auf Kino-Niveau zu produzieren“, so Yoon. Entscheidend bleibe aber der Mensch. „Am Ende bestimmt immer der Künstler, was tatsächlich im Bild zu sehen ist – nicht die KI.“