Kritik an fragwürdigen Nachhaltigkeitsfonds
JP Morgan, eine der größten Banken der Welt, hat nachhaltige Investmentfonds beworben, die mehr als 200 Millionen Pfund in den Bergbaukonzern Glencore investiert haben. Dies sorgt für massive Kritik, da Glencore wegen Umweltverstößen in Südafrika stark in der Kritik steht.
Nachhaltige Investitionen werden für Finanzkonzerne wie JP Morgan zunehmend zu einem lukrativen Geschäft – der Markt wird bis 2030 auf über 40 Billionen US-Dollar geschätzt. Doch die Definition dessen, was als nachhaltig gilt, steht verstärkt unter Beobachtung.
Umweltverstöße von Glencore in Südafrika
Eine Untersuchung des Bureau of Investigative Journalism, Voxeurop und des Daily Maverick ergab, dass mehrere von JP Morgan als nachhaltig beworbene Fonds in Glencore investieren. Das Unternehmen betreibt Kohleminen in Mpumalanga, Südafrika, und steht seit Jahren wegen Umweltverschmutzung in der Kritik.
Glencore betreibt Bergbaukomplexe nahe der Stadt Phola, rund 110 Kilometer östlich von Johannesburg. Ein Bericht der südafrikanischen Regierung, basierend auf einer Informationsfreiheitsanfrage, zeigt, dass die Tweefontein-Mine seit 2017 gegen Umweltgesetze verstößt. Unter den Vorwürfen: die Verunreinigung eines Flusses, unsachgemäße Lagerung von gefährlichen Abfällen und Vernachlässigung der Abwasserinfrastruktur.
Die Bewohner von Phola haben das Vertrauen in ihre Wasserversorgung verloren. Viele berichten über gesundheitliche Beschwerden nach dem Konsum. Aktivisten kritisieren, dass Unternehmen wie Glencore zwar von den Bodenschätzen profitieren, die lokale Bevölkerung jedoch kaum Vorteile hat – Arbeitslosigkeit ist hoch, die Infrastruktur vernachlässigt.
Hinterfragung der Nachhaltigkeitskriterien von JP Morgan
JP Morgans Vermögensverwaltung bietet über 500 Fonds mit dem Label „nachhaltig“ an. Laut den internen Kriterien müssen mindestens 51 % der Investitionen positive Umwelt- oder Sozialmerkmale aufweisen – bis zu 49 % jedoch nicht.
Jakob Thomä, CEO des Klima-Thinktanks Theia Finance Labs, kritisiert diese Praxis als irreführend für Anleger. Er weist darauf hin, dass einige dieser Fonds möglicherweise gegen EU-Gesetze verstoßen, da irreführende Geschäftspraktiken verboten sind.
JP Morgan schließt Unternehmen aus, die mehr als 20 % ihres Umsatzes mit Kohlebergbau erwirtschaften. Da Glencore unter dieser Schwelle bleibt, bleibt es investierbar – obwohl Kohleabbau fast die Hälfte des Unternehmensgewinns ausmacht. Dies wirft Fragen zur tatsächlichen Nachhaltigkeit dieser Investitionen auf.
Forderungen nach mehr Transparenz und Verantwortung
Umweltschützer fordern strengere Regulierung für nachhaltige Investments. Mariette Liefferink, Geschäftsführerin der Federation for a Sustainable Environment, schrieb an Chuka Umunna, Leiter der nachhaltigen Investmentsparte von JP Morgan, und wies auf Glencores Umweltverstöße hin. Umunna, ein ehemaliger britischer Abgeordneter, reagierte nicht auf das Schreiben und ist nicht direkt für die Vermögensverwaltung verantwortlich.
Liefferink forderte JP Morgan auf, seine Investitionen in Glencore zu überdenken, da das Unternehmen gegen Umweltgesetze verstoße und zur Umweltzerstörung beitrage. Sie verwies auf zwei JP Morgan-Fonds mit ESG-Label, die Millionen in Glencore investiert haben.
Regulierungsbehörden prüfen derzeit, wie ESG-Investments transparenter gestaltet werden können, um Greenwashing zu verhindern. Da nachhaltige Investments immer beliebter werden, ist eine klare Definition und Überprüfung dieser Fonds entscheidend.
Glencore selbst betont sein Engagement für Nachhaltigkeit und ethisches Wirtschaften. Das Unternehmen verweist auf eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, die die lokale Bevölkerung versorgt. Laut Glencore wird die Wasserqualität regelmäßig kontrolliert.
Dennoch ergab eine Inspektion im November 2023, dass die Tweefontein-Mine weiterhin gegen Umweltgesetze verstößt. Kritiker argumentieren, dass die Regulierungsbehörden nicht entschlossen genug gegen große Bergbauunternehmen vorgehen.
JP Morgan lehnte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab.