Laut dem Digital News Report 2025 des Reuters Institute ist das Vertrauen in Nachrichten in der Schweiz leicht gestiegen: 46 Prozent der Erwachsenen gaben an, den Medien grundsätzlich zu vertrauen – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Doch Linards Udris vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ) der Universität Zürich mahnt zur Vorsicht: Der Zuwachs sei kein Beleg für eine langfristige Entwicklung. Seit 2016 wird in der Schweiz die Datenerhebung durchgeführt, doch ein klarer Aufwärtstrend lasse sich daraus nicht ableiten. Immerhin: International zeigt sich, dass das Medienvertrauen nicht weiter sinkt. Die verbreitete Annahme eines konstanten Vertrauensverlusts sei laut Udris nicht haltbar.
Junge Menschen interessieren sich mehr – aber meiden auch
Der Report zeigt zudem: Das Nachrichteninteresse bei jungen Menschen nimmt zu. Dennoch sieht Udris auch hier keine dauerhafte Entwicklung. Vielmehr zeigt sich ein paralleler Trend der bewussten Nachrichtenvermeidung. Viele Menschen ziehen sich phasenweise zurück – nicht aus Desinteresse, sondern um sich vor der Informationsflut zu schützen oder weil Nachrichten negativ auf die Stimmung wirken. Auch sogenannte „Nachrichtenabstinenzler“ – etwa ein Drittel – haben grundsätzlich Interesse an Informationen, benötigen aber bewusste Pausen.
Zahlungsbereitschaft wächst – aber reicht sie?
Eine weitere Herausforderung bleibt die nachlassende Nutzung von Nachrichten und eine noch immer zu geringe Zahlungsbereitschaft. Zwar zeigt sich Hoffnung, da besonders junge Menschen zunehmend bereit sind, für Nachrichten zu bezahlen. Doch ob das genügt, um qualitativen Journalismus langfristig zu finanzieren, bleibt offen. Udris betont: Medienhäuser müssen gezielt daran arbeiten, politisches Interesse und Nachrichteninteresse zu fördern, um zahlende Kundschaft zu gewinnen. Dabei sei auch die Politik gefragt – etwa durch mehr Medienkompetenz in Schulen, um jungen Menschen den Umgang mit Informationen zu erleichtern und falsche Inhalte zu erkennen.
