Matcha erobert aktuell die Welt. Der leuchtend grüne japanische Tee ist überall zu finden – von Starbucks-Lattes in Großbritannien bis zu Krispy Kreme-Donuts in Singapur.
Die globale Begeisterung für Matcha wächst dank sozialer Medien. Influencer teilen Tipps zum Zubereiten, Bewertungen und Rezepte. Der Hashtag „Matcha Tok“ verzeichnet mehrere zehn Millionen Aufrufe.
Auch der Tourismusboom in Japan nach der Pandemie trägt zur steigenden Beliebtheit bei. Die schwache japanische Währung macht das Land als Reiseziel und japanische Produkte attraktiver.
Nachfrage explodiert – Vorräte werden knapp
Im Zentrum des Hypes steigt die Nachfrage nach Matcha-Pulver rapide. Eine US-amerikanische Tee-Importeurin berichtet, dass Kunden Vorräte, die früher für einen Monat reichten, jetzt in wenigen Tagen aufbrauchen.
„Manche Cafés bestellen inzwischen täglich ein Kilo. Sie kämpfen darum, mit der Nachfrage Schritt zu halten“, sagt sie. Die Leiterin eines Teegeschäfts in den USA erlebt das aus erster Hand.
Doch die steigende Nachfrage trifft auf kleinere Ernten. Hitzeperioden und US-Zölle auf japanische Produkte treiben die Matcha-Preise nach oben.
Traditionelle Herstellung garantiert Qualität
Matcha entsteht durch einen jahrhundertealten, spezialisierten Prozess. Die grünen Teeblätter, Tencha genannt, wachsen mehrere Wochen im Schatten. Das erzeugt den charakteristischen „Umami“-Geschmack.
Danach ernten die Bauern die Blätter, trocknen sie und mahlen sie in Steinmühlen zu Pulver. Die Mühlen produzieren nur etwa 40 Gramm Matcha pro Stunde.
Ernteprobleme durch Hitze und Fachkräftemangel
Der wachsende Hunger nach Matcha trifft auf Ernteprobleme. Rekordhitze schädigt die Teepflanzen. Besonders in der Region Kyoto, die rund ein Viertel des Tencha liefert, leiden die Ernten.
Zudem sinkt die Zahl der Teebauern, weil die Bevölkerung altert und zu wenige junge Menschen in den Beruf einsteigen.
In Uji, einer Stadt in Kyoto, berühmt für Matcha, räumen Touristen die Regale oft leer. Viele Händler begrenzen daher die Menge, die Kunden kaufen dürfen.
Eine Teezeremonienstätte in Kyoto erlaubt jedem Besucher nur eine Dose Matcha, da sich die Besucherzahlen im letzten Jahr verdoppelt haben.
Tradition und moderne Nachfrage im Einklang
Eine Tee-Meisterin eines traditionellen Zeremonienhauses in Tokio kontrolliert ihren Matcha-Vorrat genau. Lieferungen, die früher wenige Tage dauerten, benötigen jetzt über eine Woche.
Wegen der Knappheit stiegen die Preise in ihren Filialen dieses Jahr um etwa 30 Prozent. „Die hohe Nachfrage ist positiv“, sagt sie und sieht Matcha als Weg, mehr Menschen für japanische Kultur zu begeistern.
Der Boom lockt auch neue Produzenten an. Zwischen 2010 und 2023 hat sich die Matcha-Produktion fast verdreifacht. Auch die Ausfuhr von grünem Tee, darunter Matcha, stieg im letzten Jahr um 25 Prozent.
Bewusst genießen statt horten
Die Matcha-Begeisterung fördert achtsamen Konsum. Kritiker warnen vor Hamstern und Profitmacherei.
Viele empfehlen, Matcha in seiner reinen Form zu genießen und nicht nur als Zutat. Eine Geschäftsführerin in Kyoto findet es schade, dass hochwertiger Matcha oft zum Kochen verwendet wird, wo sein feiner Geschmack verloren geht.
Der japanische Tee-Verband empfiehlt für das Kochen eher Matcha niedrigerer Qualität. Diese Sorten stammen von späteren Ernten und sind reichlicher verfügbar.
Außerdem verliert hochwertiger Matcha beim Verarbeiten zu Getränken wie Latte oft seine feine Note. Das Bewusstsein für diese Unterschiede schützt Tradition und Handwerk.
Neue US-Zölle belasten den Markt weiter
Die Preise könnten durch neue US-Zölle weiter steigen. Ein aktuelles Handelsabkommen sieht eine Importsteuer von 15 Prozent auf japanische Produkte vor.
Die US-Unternehmerin rechnet mit höheren Kosten, nachdem Bestellungen vor der Frist für das Abkommen um mehr als 70 Prozent gestiegen sind.
Da japanischer Tee in den USA nicht angebaut wird, sieht sie keine Rechtfertigung für Zölle zum Schutz der heimischen Industrie. Sie hofft auf eine Ausnahme für Spezialtees.
Hoffnung auf Entspannung in den kommenden Jahren
Trotz steigender Preise und knapper Vorräte gibt es Hoffnung. Eine Matcha-Café-Kette erwartet eine Beruhigung der Lage in zwei bis drei Jahren.
Der Mitgründer bezeichnet die aktuelle Boomphase als vorübergehend. „Niedrigwertiger Matcha verkauft sich momentan zu hohen Preisen, doch das wird nicht dauerhaft funktionieren“, erklärt er.
Der Markt wächst schnell, doch Experten rechnen mit einer stabileren Nachfrage in naher Zukunft.