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Lagarde warnt vor Handelskrieg: Wirtschaft und Inflation in Gefahr

by Damian Huber
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EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte davor, dass US-Präsident Donald Trumps eskalierende Zölle das globale Wachstum und die Inflation erheblich belasten könnten.

In einem Interview mit der BBC betonte sie, dass verschärfte Handelskonflikte zwischen den USA und Europa „schwere Folgen“ für die wirtschaftliche Stabilität haben könnten.

Sie wies darauf hin, dass der anhaltende protektionistische Kurs der USA nicht nur Europa, sondern alle Beteiligten langfristig schwächen werde.

Handelskrieg droht globale Wirtschaft zu belasten

Trump droht mit 200%igen Zöllen auf französischen Wein und andere EU-Exporte und will bereits im nächsten Monat neue Strafzölle einführen.

Lagarde betonte, dass diese protektionistischen Maßnahmen sowohl die Vereinigten Staaten als auch ihre Handelspartner massiv treffen werden.

„Ein echter Handelskrieg, der den Welthandel spürbar eindämmt, hätte weitreichende Folgen für das Wachstum und die Preisstabilität“, sagte sie.

Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus Anfang 2025 hat Trump erneut aggressive Zollmaßnahmen eingeführt, die weltweite Handelskonflikte verschärfen.

Lagarde erklärte, dass diese Maßnahmen bereits jetzt Unternehmen, Verbraucher und Investoren verunsichern und wirtschaftliche Aktivitäten hemmen.

„Die Spirale aus Strafzöllen und Gegenmaßnahmen wird das Wachstum insgesamt schmälern. In der Geschichte des Handels hat sich gezeigt, dass dabei immer alle verlieren“, betonte sie.

Trotz ihrer Kritik an Trumps Zollpolitik verteidigte Lagarde die Reaktion der EU und erklärte, Brüssel habe „keine andere Wahl“ gehabt, als entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Gleichzeitig betonte sie, dass zwischen Ankündigung und Umsetzung der Maßnahmen noch Spielraum für Verhandlungen bestehe.

Sie wies zudem Trumps Behauptung zurück, die EU sei gegründet worden, um die USA wirtschaftlich zu benachteiligen.

„Europa wurde maßgeblich mit Unterstützung der Vereinigten Staaten gegründet, um nach den Weltkriegen Stabilität zu schaffen. Diese Darstellung ist eine Verdrehung der Geschichte“, so Lagarde.

Inflation bleibt unberechenbar

Neben den akuten Handelsspannungen sprach Lagarde über die langfristigen Herausforderungen der EZB im Kampf gegen die Inflation.

Bei einer Rede am Institut für Monetäre und Finanzielle Stabilität in Frankfurt erklärte sie, dass steigende Militärausgaben, veränderte Handelsstrukturen und klimabedingte Störungen die Inflation schwer kalkulierbar machen.

„Stabilität in einer neuen Ära zu sichern, wird eine enorme Herausforderung“, sagte sie.

Der Handelsunsicherheitsindex erreichte mittlerweile ein Rekordhoch, während geopolitische Risiken auf dem höchsten Stand seit dem Kalten Krieg liegen.

Lagarde hob hervor, dass Inflationsschocks oft verzögert wirken. So erreichte die Energieinflation ihren Höchststand im Oktober 2022, doch die Dienstleistungsinflation folgte erst neun Monate später im Juli 2023.

Diese zeitliche Verschiebung erschwert es der EZB, die Inflation planmäßig auf das 2%-Ziel zurückzuführen.

Zinssenkungen geplant, aber Vorsicht bleibt geboten

Da die Inflation zurückgeht, bereitet sich die EZB auf Zinssenkungen vor, um das abgeschwächte Wirtschaftswachstum in der Eurozone zu stützen.

Die Währungshüter erwarten, dass die Inflation Anfang 2025 auf 2 % sinken wird, was Spielraum für geldpolitische Lockerungen schafft.

Lagarde warnte jedoch davor, dass neue Schocks – ob durch Handelskonflikte, Störungen in Lieferketten oder Energiepreis-Schwankungen – diese Pläne gefährden könnten.

„Die jüngste Disinflation wurde zu vergleichsweise geringen wirtschaftlichen Kosten erreicht“, sagte sie und verwies auf gut verankerte Inflationserwartungen.

Dennoch betonte sie, dass zukünftige Schocks sorgfältig geprüft werden müssen, da sie eine andere geldpolitische Reaktion erfordern könnten.

Um auf wachsende Unsicherheiten zu reagieren, kündigte Lagarde zudem eine strategische Neuausrichtung der EZB-Kommunikation an.

Anstelle starrer Prognosen zu künftigen Zinsschritten will die EZB sich stärker darauf konzentrieren, ihre Entscheidungsprozesse verständlich zu machen.

„Die Öffentlichkeit muss verstehen, welche Szenarien möglich sind und wie die Zentralbank reagieren wird, sobald sich ein klares Bild ergibt“, erklärte sie.

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