In den Brenta-Dolomiten im Norden Italiens kam es kürzlich zu einer Reihe von Felsabbrüchen am Berg Cima Falkner. Daraufhin mussten Hunderte Wanderer und Besucher evakuiert werden, zudem wurden viele Wanderwege aus Sicherheitsgründen gesperrt. Fachleute machen das vermehrte Auftreten von Steinschlägen auf das Schmelzen des Permafrostbodens zurück, das durch die globale Erwärmung verstärkt wird.
In den letzten Tagen berichteten Zeugen von lauten Knallen und aufsteigendem Staub im Tal des Monte Pelmo, nachdem Felsnadeln abgebrochen und ins Tal gestürzt waren. Auch auf der Cima Falkner wurde ein weiterer Felssturz registriert. Die Behörden bestätigen, dass sich die Region aufgrund der steigenden Temperaturen einem zunehmenden Erosionsprozess unterzieht. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, und das Geröll stoppte noch am Berg.
Schutzmaßnahmen und Sperrungen in der betroffenen Region
Die lokalen Behörden aus Trentino-Südtirol teilten mit, dass sowohl die West- als auch die Osthänge der Cima Falkner von mehreren Felsstürzen betroffen sind. Deshalb wurden alle Kletterrouten und Wanderpfade in dem Gebiet sofort gesperrt. Wanderer wurden angewiesen, die Region zu verlassen und den Anweisungen der Einsatzkräfte unbedingt zu folgen, um Gefahren zu vermeiden.
Eine geologische Untersuchung mit Hubschrauberunterstützung bestätigte, dass der Gipfelbereich von einem aktiven Bodenverformungsprozess betroffen ist, der höchstwahrscheinlich mit dem Rückgang des Permafrostes zusammenhängt.
Felsabbrüche nehmen durch den Klimawandel stark zu
Felsstürze sind in den Dolomiten kein neues Phänomen, doch in diesem Jahr kam es zu einem deutlich spürbaren Anstieg. Laut Piero Carlesi, Leiter des wissenschaftlichen Komitees des italienischen Alpenvereins, ist die Hauptursache der Klimawandel. Früher wirkte der gefrorene Boden wie ein natürlicher „Klebstoff“, der die Gesteinsmassen zusammenhielt. Durch die Erwärmung verliert dieser „Kleber“ seine Wirkung, sodass immer mehr Felsen abbrechen und ins Tal stürzen.
Gletscherschwund verschärft die Lage
Parallel zu den Felsstürzen schrumpft der Marmolada-Gletscher, der größte Gletscher der Dolomiten, dramatisch. Forscher berichten von einem täglichen Rückgang der Eisdicke um mehrere Zentimeter und einer Fläche von 70 Hektar, die in den letzten fünf Jahren verschwunden ist. Seit Beginn der Messungen 1888 hat sich der Gletscher um mehr als einen Kilometer zurückgezogen. Ein folgenschwerer Gletscherabbruch 2022 kostete 11 Menschen das Leben.
Alpenweit steigen Risiken durch instabilen Fels
Die steigende Instabilität betrifft nicht nur die Dolomiten, sondern die gesamte Alpenregion. Im Juni 2025 wurden am Mont Blanc rekordverdächtige Temperaturen über dem Gefrierpunkt selbst in großen Höhen gemessen, was die Permafrostschmelze weiter vorantreibt.
Der erfahrene Bergführer Bernard Vion aus den französischen Alpen bestätigt, dass die Häufigkeit und Intensität von Felsabbrüchen deutlich zugenommen hat. Durch das Schmelzen des Permafrostes verlieren Felsen ihre Stabilität, was für Kletterer und Wanderer eine wachsende Gefahr darstellt. Er betont, wie wichtig es ist, Routen an die neuen Bedingungen anzupassen und warnte vor unterschätzten Risiken für weniger erfahrene Bergsportler.
Vion bringt es auf den Punkt: „Die Veränderungen sind unübersehbar. Wer das ignoriert, verschließt die Augen vor der Realität.“ Die dramatischen Entwicklungen in den Alpen machen den dringenden Handlungsbedarf beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die neuen Gegebenheiten deutlich.