Neue Forschung zeigt: Gesundes Verhalten schützt Körper und Geist – unabhängig vom Erbgut
Sieben klare Regeln stärken den ganzen Körper
Ein gesunder Lebensstil bringt Vorteile für alle Organe – das zeigt eine umfassende Metaanalyse. Grundlage dieser Erkenntnis sind die sogenannten „Life’s Simple 7“, eine Sammlung von sieben Gesundheitsfaktoren, die eine führende US-Herzorganisation empfiehlt.
Dazu gehören: Nichtrauchen, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, normales Körpergewicht, stabiler Blutdruck, ausgeglichener Blutzuckerspiegel und kontrollierte Cholesterinwerte.
Ein internationales Forschungsteam wertete 483 Studien aus, um den Einfluss dieser Faktoren auf verschiedenste Körpersysteme im Laufe des Lebens zu bewerten.
Die Ergebnisse: Schon bei Einhaltung von mindestens drei dieser sieben Maßnahmen sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – selbst bei genetischer Vorbelastung. Wer sich an möglichst viele Empfehlungen hält, stärkt seine gesamte körperliche Gesundheit.
Jeder Fortschritt zählt – unabhängig von der Ausgangslage
Dr. Liliana Aguayo von der Emory University, Hauptautorin der Analyse, erklärte: „Herz und Gehirn sind eng miteinander verbunden – aber auch andere Organe profitieren deutlich.“
Sie fügte hinzu: „Fast jedes Körpersystem reagiert positiv auf gesundes Verhalten. Das zeigt sich im gesamten Organismus.“
Auch Dr. Nour Makarem von der Columbia University lobte die Qualität der Studie, obwohl sie selbst nicht beteiligt war. Sie verwies auf die hohe Aussagekraft durch systematische Auswertung hochwertiger Einzelstudien.
Die Daten zeigten, dass bereits kleine Fortschritte große Auswirkungen haben. Wer sich bei einem einzigen Faktor verbessert, reduziert bereits deutlich das Krankheitsrisiko.
Konkret zeigte die Studie:
- 1 Punkt mehr auf der Bewertungsskala senkte das Demenzrisiko um 11 %
- das Risiko für Augenerkrankungen sank um 6 %
- die Wahrscheinlichkeit für Fettleber verringerte sich um 23 %
- die Gefahr für chronische Nierenerkrankungen sank um 11 %
„Selbst wer noch nicht alle Empfehlungen erfüllt, erzielt spürbare Erfolge – etwa durch Bewegung unterhalb der empfohlenen Zeit oder Gewichtsreduktion von Adipositas zu Übergewicht“, betonte Aguayo.
Darüber hinaus zeigte die Studie, dass gesunder Lebensstil langfristig Gehirnleistung, Lungenfunktion, Sehen, Hören, Muskelkraft und Zahngesundheit fördert.
Das Modell wurde erweitert – Schlaf gehört nun dazu
Die untersuchten Studien arbeiteten mit den ursprünglichen sieben Empfehlungen, doch inzwischen hat die Gesundheitsorganisation ihre Richtlinien angepasst: Aus „Life’s Simple 7“ wurde „Life’s Essential 8“.
Neu hinzugekommen ist der Faktor Schlaf – denn ausreichender und gesunder Schlaf spielt eine entscheidende Rolle für langfristige Gesundheit.
Auch andere Punkte wurden erweitert:
- Unter „Nichtrauchen“ fallen nun auch der Verzicht auf E-Zigaretten, Passivrauchen und andere Nikotinprodukte
- Die Ernährungsempfehlungen beinhalten jetzt konkret die mediterrane und DASH-Diät
Laut den aktuellen Schlafempfehlungen gilt:
- Erwachsene schlafen idealerweise 7 bis 9 Stunden
- Kleinkinder bis 5 Jahre: 10–16 Stunden
- Kinder zwischen 6 und 12 Jahren: 9–12 Stunden
- Jugendliche bis 18 Jahre: 8–10 Stunden
Aguayo stellte klar, dass gesunde Gewohnheiten sowohl klassische Risikofaktoren wie Gewicht, Blutdruck, Zucker und Cholesterin beeinflussen als auch das allgemeine Wohlbefinden steigern.
Gesunde Entscheidungen zahlen sich immer aus
„Es gibt keinen falschen Zeitpunkt für Veränderungen“, betonte Aguayo. „Selbst kleine, erreichbare Verbesserungen helfen – für das Herz und den ganzen Körper.“
Dr. Makarem riet zu mehr pflanzlicher Ernährung: Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und mageres Eiweiß wie Fisch sollten im Vordergrund stehen.
Gleichzeitig empfiehlt sie, verarbeitete Produkte, gesalzene Lebensmittel und zuckerhaltige Getränke zu meiden.
Bewegung gehört ebenfalls dazu: Erwachsene sollten pro Woche 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sein – zum Beispiel durch Spaziergänge, Gartenarbeit oder Tanzen.
Trotz des nachgewiesenen Nutzens erreichen weltweit weniger als 4 % der Menschen alle Idealwerte.
„Wir müssen besonders jungen Menschen und Frauen bessere Bedingungen schaffen“, forderte Aguayo.
„Gesundes Leben muss einfacher, bezahlbarer und besser erreichbar werden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache bei Frauen.“
Vorbeugung sei deshalb nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern auch gesellschaftlich notwendig.