Ob Ketchup oder Mayo – wer heute den Kühlschrank öffnet, hat die Qual der Wahl. Statt nur Rot oder Braun setzen viele Genießer inzwischen auf Soßen mit Gourmet-Charakter. Fast eine Milliarde Pfund geben die Briten jedes Jahr für Ketchup, Mayo, BBQ- und Chilisaucen aus – Tendenz steigend.
„Es gibt einen echten Hype um Soßen“, sagt Jeff Webster vom Hersteller Hunter & Gather, der etwa Sriracha und Chipotle-Limetten-Mayo mit Avocadoöl verkauft. Der Trend geht klar zu starken, ausgefallenen Aromen. Ketchup muss längst nicht mehr nach Tomate schmecken: Varianten mit Roter Bete, Tamarinde oder sogar Bier wie die neue Sorte von Brewdog mit Hazy Jane IPA-Geschmack bringen Abwechslung. Auch Mayonnaise wird mutiger – mit Wasabi, Yuzu, geräuchertem Jalapeño oder Gochujang, einer koreanischen Chili-Paste.
Laut einer Umfrage des Onlinehändlers Ocado probieren fast die Hälfte der Briten mehr neue Soßen aus als früher, bei den 25- bis 34-Jährigen liegt der Wert sogar bei 72 %. Der Umsatz verteilt sich: Manche Kundinnen greifen zu günstigeren Eigenmarken, andere investieren bewusst in edle, handgemachte Soßen.
Junge Kunden wollen mehr Geschmack
Traditionelle Saucen wie Ketchup oder braune Soße verlieren laut Branchenseite The Grocer bei jungen Käufern an Bedeutung. Gerade scharfe Saucen erlebten in der Pandemie einen Boom, als viele zu Hause neue Rezepte ausprobierten. Seitdem sind süß-scharfe („swicy“) oder sogar süß-salzig-scharfe („swalcy“) Aromen im Trend – etwa Hot Honey oder Honig mit Chipotle.
Social Media, Fernreisen und globale Communities befeuern diesen Trend, erklärt Guy White vom Beratungsunternehmen Catalyx. „Was früher exotisch war, ist heute Standard – ob Piri-Piri oder Sriracha.“ Die nächste Welle, so White, setze auf regionale Spezialitäten: von fermentiertem Gochujang über Kräuter-Kick von Chimichurri bis zu westafrikanischen Gewürzmischungen, Miso-Umami oder Honig-Chipotle.
Das Ergebnis: Viele Haushalte bunkern mittlerweile bis zu sieben verschiedene Soßen im Kühlschrank, manche sogar zehn. Soßen-Blogger Dave Fendley freut sich über die Vielfalt – warnt aber: „Manche Geschmacksrichtungen landen nur aus Neugier im Einkaufswagen und werden kaum aufgebraucht. Bewährte Klassiker sind oft einfach vielseitiger.“