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Jahrtausendealter Kieferknochen liefert neues Bild der geheimnisvollen Denisova-Menschen

by Katharina Eberharter
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Ein uralter Kieferknochen, der vor der Küste Taiwans entdeckt wurde, bringt neue Erkenntnisse über die rätselhaften Denisova-Menschen. Der Fund stammt aus dem Penghu-Kanal und wurde von Fischern aus dem Meeresboden gezogen. Es handelt sich vermutlich um den bisher vollständigsten Denisova-Fossilfund, der genetisch zugeordnet werden konnte.

Der Kiefer gehörte einem männlichen Individuum, das vor mindestens 10.000 Jahren lebte und durch einen ausgeprägten Kiefer mit kräftigen Backenzähnen auffällt.

Neues Puzzlestück zur Anatomie der Denisova-Menschen

Bisher kannte man die Denisova-Menschen nur durch einige wenige Knochenfragmente – darunter ein Fingerknochen und ein paar Zähne aus einer Höhle in Sibirien sowie einen Kieferfund in Tibet. Der neue Fund erweitert nun deutlich das anatomische Bild.

Zwar konnte aus dem Fossil keine DNA gewonnen werden, doch Forschern gelang es, alte Proteine zu extrahieren und zu sequenzieren, um den Kiefer sicher dem Denisova-Zweig des menschlichen Stammbaums zuzuordnen.

„Jetzt haben wir ein klareres Bild“, sagt Prof. Enrico Cappellini von der Universität Kopenhagen. „Ein Schädel wäre natürlich besser – aber das ist ein bedeutender Fortschritt.“

Das Alter des Fossils lässt sich auf zwei mögliche Kaltzeiten eingrenzen, in denen der Penghu-Kanal über dem Meeresspiegel lag: entweder vor 10.000 bis 70.000 Jahren oder vor 130.000 bis 190.000 Jahren.

Denisova-Menschen waren erstaunlich anpassungsfähig

Der Fund zeigt, dass die Denisova-Menschen eine weit größere geografische Verbreitung hatten als bisher bekannt – von arktischen Regionen Sibiriens über das Hochland Tibets bis in die subtropischen Wälder Südostasiens, wo sie neben Wasserbüffeln gelebt haben könnten.

„Das sind extrem unterschiedliche Umweltbedingungen“, sagt Cappellini. „Wir wissen nichts über ihre kognitiven Fähigkeiten, aber sie konnten sich an sehr verschiedene Lebensräume anpassen.“

Bereits früher wurde bekannt, dass Denisova-Menschen sich mit Neandertalern und modernen Menschen vermischten. Spuren ihres Erbguts finden sich noch heute in Bevölkerungen Asiens und Ozeaniens.

Verbindung zum „Drachenmenschen“?

Laut Prof. Chris Stringer vom Natural History Museum London, der nicht an der Studie beteiligt war, stützt der Fund auch die Theorie, dass Denisova-Menschen zur Art Homo longi gehören könnten – bekannt als „Drachenmensch“. Ein gut erhaltener Schädel dieser Art wurde in Harbin, Nordostchina, gefunden und ähnelt den bisherigen Denisova-Funden.

Stringer betont: Denisova-Menschen hatten offenbar ein breiteres Umwelt- und Klimaspektrum als die Neandertaler, die auf kühle Regionen beschränkt waren. Eine entscheidende Frage sei, ob man zukünftig die Begriffe Denisova-Mensch und Homo longi zusammenführt oder weiterhin unterscheidet.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht und gelten als wichtiger Schritt, um das Bild dieser bislang rätselhaft gebliebenen Menschenart zu vervollständigen.

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