Lokales Start-up im Visier des Modekonzerns
Der deutsche Modekonzern Hugo Boss hat die Schließung der Website der Liverpooler Firma Boss Pets verlangt. Der Grund: Die Nutzung des Wortes „Boss“ im Firmennamen verletze angeblich Markenrechte der weltweit aktiven Modemarke. Betroffen ist der Gründer Ben McDonald, ein Unternehmer aus Bootle, der sein Geschäft für Tiergesundheitsprodukte erst im Februar 2024 gegründet hat.
“Boss” als regionale Umgangssprache
Gerade in Merseyside ist „Boss“ eine gängige Umgangsform für „großartig“ oder „spitze“. McDonald wollte mit dem Namen einen regionalen Bezug herstellen. Stattdessen bekam er nun eine Abmahnung von Hugo Boss – mit der Forderung, seine Website innerhalb von zehn Tagen abzuschalten oder rechtliche Konsequenzen zu riskieren. „Mein ganzes Leben ist zusammengebrochen“, so McDonald gegenüber der BBC. Er habe all seine Ersparnisse in das Projekt gesteckt.
Jurist: Keine Verwechslungsgefahr mit Modemarke
McDonalds Anwalt, Francis McEntegart, kritisierte das Vorgehen des Modekonzerns als unverhältnismäßig: „Mein Mandant betreibt ein kleines, lokales Unternehmen, das Tierprodukte verkauft. Das beeinträchtigt die Profite von Hugo Boss in keiner Weise.“
Hugo Boss verteidigt Markenstrategie
Eine Sprecherin von Hugo Boss räumte zwar ein, dass der Begriff „Boss“ im englischen Sprachraum weit verbreitet sei. Dennoch müsse der Konzern seine Markenrechte weltweit schützen. „Sobald wir von der Markenregistrierung erfuhren, haben wir Kontakt mit dem Geschäft aufgenommen“, erklärte sie. Die Verwendung des Begriffs stelle aus Sicht des Unternehmens eine Überschneidung mit bestehenden Marken dar.
„Als internationales Modeunternehmen müssen wir Maßnahmen zum Schutz unserer Markenrechte ergreifen – das betrifft sowohl die Marken Boss als auch Hugo.“
Wiederholung einer bekannten Taktik
Hugo Boss ist bekannt dafür, auch kleinere Unternehmen bei Markenkonflikten konsequent rechtlich zu verfolgen. Bereits 2020 hatte der britische Comedian Joe Lycett mit einem aufsehenerregenden Protest auf diese Praxis reagiert: Er änderte seinen Namen offiziell in Hugo Boss, um auf die aggressive Markenpolitik des Konzerns aufmerksam zu machen – insbesondere gegenüber kleinen Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen, die ebenfalls das Wort „Boss“ im Namen trugen.
Fazit
Der Fall „Boss Pets“ zeigt erneut die Spannungen zwischen globalem Markenschutz und lokalem Unternehmertum. Während Großkonzerne ihre Rechte international durchsetzen wollen, geraten Kleinstunternehmer dadurch oft unverhältnismäßig unter Druck – selbst wenn keine konkrete Verwechslungsgefahr besteht.