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Horst Köhler verstorben: Ein Präsident mit wirtschaftlichem und internationalem Einfluss

by Damian Huber
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Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler ist im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Das Bundespräsidialamt in Berlin teilte mit, dass er am frühen Samstagmorgen friedlich entschlief.

Köhler hatte das Amt des neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland von 2004 bis 2010 inne. Nach seiner Wiederwahl 2009 trat er ein Jahr später überraschend zurück, was ein Novum in der deutschen Geschichte darstellte.

Sein Rücktritt folgte auf eine öffentliche Debatte über ein Interview, in dem er die Auslandseinsätze der Bundeswehr mit wirtschaftlichen Interessen Deutschlands verknüpfte. Er sah seine Integrität beschädigt und zog die Konsequenzen.

Ein Präsident ohne Parteizugehörigkeit

Mit Horst Köhler übernahm erstmals kein Parteipolitiker das höchste Amt im Staat. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler begann seine Beamtenkarriere im Bundeswirtschaftsministerium und wurde 1990 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium unter Theo Waigel (CSU).

Köhler spielte eine Schlüsselrolle als Chefunterhändler Deutschlands beim Maastricht-Vertrag, der die Europäische Währungsunion begründete. 1993 wechselte er in die Finanzwelt und wurde zunächst Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, später Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London.

Im Jahr 2000 übernahm Köhler die Leitung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und trug dazu bei, internationale Wirtschaftsstrategien zu formen. Seine Wahl zum Bundespräsidenten 2004 machte ihn plötzlich einem breiteren Publikum bekannt.

Ein unbequemer Mahner mit Leidenschaft für Afrika

Horst Köhler war bekannt für seine unabhängige Haltung und stellte sich auch gegen Regierungsentscheidungen. 2006 verweigerte er die Unterzeichnung von Gesetzen, darunter das Verbraucherschutzgesetz und die Privatisierung der Luftraumüberwachung. Seine Entscheidung 2005, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen, sorgte für eine verfassungsrechtliche Debatte.

Besonders am Herzen lag ihm der afrikanische Kontinent. Schon als IWF-Chef setzte er sich für eine gleichberechtigte Partnerschaft mit Afrika ein. Als Bundespräsident verstärkte er sein Engagement und blieb auch nach seinem Rücktritt aktiv. Von 2017 bis 2019 fungierte er als UN-Sonderbeauftragter für den Westsahara-Konflikt.

Nach seinem Rückzug aus der Politik hielt er sich von innenpolitischen Debatten weitgehend fern. 2021 übernahm er die Schirmherrschaft für den ersten bundesweiten Bürgerrat für Klimapolitik. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er eine Stiftung zur Förderung der Forschung über Seltene Erkrankungen.

Steinmeier würdigt Köhlers Vermächtnis

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrte seinen Amtsvorgänger in einem Kondolenzschreiben an Köhlers Witwe Eva Luise Köhler. Er beschrieb ihn als einen „Glücksfall für Deutschland“, der „viele Herzen gewann“ und durch seine Zugewandtheit, sein Lachen und seinen Optimismus beeindruckte.

Steinmeier lobte Köhlers klare Worte und seinen Mut, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Besonders würdigte er Köhlers Einsatz für Afrika, das „sein Herz gehörte“. Köhler habe früh gefordert, dass Europa seine kolonialen Denkmuster überwinden und Afrika als gleichberechtigten Partner behandeln müsse.

„Damit war er der Zeit weit voraus“, betonte Steinmeier. Horst Köhler bleibt als kritischer Mahner, engagierter Weltbürger und visionärer Staatsmann in Erinnerung.

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