Österreichs ESC-Gewinner JJ hat sich klar dafür ausgesprochen, Israel im kommenden Jahr vom Eurovision Song Contest in Wien auszuschließen. In einem Interview mit der spanischen Zeitung El País sagte der 24-jährige Sänger: „Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr ohne Israel in Wien stattfindet. Aber die Entscheidung liegt bei der EBU. Wir Künstler können nur unsere Stimme erheben.“
JJ, mit bürgerlichem Namen Johannes Pietsch, gewann den Wettbewerb 2025 mit seiner pop-opernhaften Ballade Wasted Love. Im spannenden Finale setzte er sich knapp gegen Israels Yuval Raphael durch, die durch das Publikumsvoting viele Punkte erhielt. Die israelische Teilnahme hatte im Vorfeld wegen des anhaltenden Krieges in Gaza viel Kritik ausgelöst – auch Spaniens Premierminister Pedro Sánchez sprach sich offen für einen Ausschluss aus. Er verwies auf Russlands Ausschluss im Jahr 2022 nach dem Angriff auf die Ukraine und warnte vor kulturellen Doppelstandards.
Zweifel an Abstimmung und Forderung nach Reformen
Auch das Abstimmungssystem selbst gerät zunehmend in die Kritik. Spaniens öffentlich-rechtlicher Sender RTVE forderte eine unabhängige Prüfung der Stimmenvergabe, nachdem Israel aus Spanien die Höchstwertung von 12 Punkten erhielt. Auch Sender aus Irland, Belgien und Finnland äußerten Zweifel. JJ stimmte den Forderungen zu: „Dieses Jahr war alles sehr merkwürdig“, sagte der klassisch ausgebildete Sänger. Zudem unterstützte er die Forderung des letztjährigen Gewinners Nemo aus der Schweiz, Israel vom Wettbewerb auszuschließen.
„Der ESC braucht Veränderungen – beim Abstimmungssystem und bei der Frage, wer überhaupt teilnehmen darf“, sagte JJ weiter.
Yuval Raphael, die beim Hamas-Angriff auf das Nova-Musikfestival 2023 überlebte, reagierte bislang nicht auf die Aussagen. Auf Instagram bedankte sie sich bei ihren Fans in Israel für die Unterstützung und feierte ihren zweiten Platz mit dem Lied New Day Will Rise, das Punkte aus 34 von 38 abstimmenden Ländern erhielt.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU), Veranstalterin des Wettbewerbs, betont weiterhin die politische Neutralität des ESC. Eine Stellungnahme zu den aktuellen Forderungen liegt bislang nicht vor.