Über 24.000 Megafarmen auf dem Kontinent – Umweltprobleme nehmen zu, politische Debatte spitzt sich zu
Brüssel/London – Die industrielle Tierhaltung breitet sich in Europa weiter aus. Nach neuen Recherchen existieren inzwischen mehr als 24.000 sogenannte Megafarmen, die zehntausende Tiere gleichzeitig halten – Tendenz steigend.
Vor allem in der Geflügel- und Schweineproduktion nimmt das Modell nach US-Vorbild an Fahrt auf. Besonders betroffen ist Großbritannien, das mittlerweile 1.824 dieser Großbetriebe zählt. Allein in der Region Norfolk – mit über 25 Millionen Tieren – gilt sie als europäisches Zentrum der Massentierhaltung.
Geflügelanlagen dominieren den Zuwachs
Die Zahl intensiver Geflügelhaltungen ist in mehreren EU-Ländern stark gestiegen. Frankreich führt mit über 2.300 Anlagen, gefolgt von Großbritannien mit über 1.500. Deutschland, Italien und Polen folgen ebenfalls mit hohen Zahlen.
Als intensiv gelten Betriebe, die über 40.000 Hühner, 2.000 Mastschweine oder 750 Zuchtsauen gleichzeitig halten. Die Konzentration der Tierhaltung geht mit einem Rückgang kleinerer Höfe einher – und mit immer gravierenderen Umweltfolgen.
Gülle, Luftbelastung und kaum Konsequenzen
Besonders der Anstieg der Geflügelproduktion bringt ökologische Belastungen mit sich. Hühnerkot enthält große Mengen Phosphate, die bei falscher Lagerung Flüsse verunreinigen und das Leben unter Wasser gefährden.
Daten aus Großbritannien zeigen: In den vergangenen Jahren kam es zu rund 7.000 Regelverstößen in derartigen Anlagen. Inspektionen förderten zahlreiche Mängel zutage – von undichten Güllegruben bis zur Überbelegung.
Ernsthafte Strafen blieben meist aus. In über der Hälfte der schwersten Fälle kam es lediglich zu Ermahnungen oder formlosem Rat, nur in Einzelfällen wurden rechtliche Schritte eingeleitet.
Abgeordnete und Organisationen fordern Neuausrichtung
Der britische Abgeordnete Terry Jermy kritisiert: „Diese Zahlen sind ein Warnsignal. Wir müssen klären, wie Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll – ökologisch, sozial und tiergerecht.“ In seinem Wahlkreis wurde kürzlich ein geplanter Großbetrieb mit fast 900.000 Tieren aufgrund von Umweltbedenken gestoppt.
Auch Tierschutzorganisationen wie Eurogroup for Animals mahnen Reformen an. Deren Vorsitzende Reineke Hameleers fordert eine klare Neuausrichtung der EU-Förderpolitik. „Wir brauchen ein Landwirtschaftssystem, das dauerhaft tragfähig ist – für Tiere, Natur und Menschen.“
Fazit:
Die stark wachsende Zahl industrieller Tierhaltungen verändert Europas Agrarlandschaft grundlegend. Umweltbelastung, Kontrollmängel und gesellschaftliche Debatten über Tierwohl stellen Politik und Landwirtschaft vor grundlegende Entscheidungen.