Illegale Waren im Sortiment – Sicherheitslücken bei Verbraucherschutz
Die Europäische Union hat den chinesischen Online-Händler Temu wegen möglicher Verstöße gegen das digitale EU-Recht ins Visier genommen. Eine Analyse der EU-Kommission zeigt: Nutzerinnen und Nutzer innerhalb der EU sind beim Einkauf auf der Plattform einem hohen Risiko ausgesetzt, auf nicht regelkonforme oder sogar illegale Produkte zu stoßen. Besonders kritisch sind Babyspielzeug und elektronische Geräte, die häufig nicht den europäischen Sicherheitsvorgaben entsprechen.
Laut dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) ist Temu verpflichtet, entsprechende Risiken zu identifizieren und gezielt zu minimieren – was laut Kommission bislang nicht ausreichend geschieht. Die zuständige Kommissarin Henna Virkkunen betonte: „Verbraucherschutz im digitalen Raum ist für uns nicht verhandelbar.“
Temu drohen hohe Strafzahlungen
Temu wurde nun offiziell zur Stellungnahme aufgefordert. Sollte das Unternehmen keine angemessenen Gegenmaßnahmen einleiten oder die Vorwürfe nicht entkräften können, drohen Konsequenzen. Die Kommission kann in einem nächsten Schritt eine formelle Rüge aussprechen – und bei Verstößen Strafen in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Umsatzes verhängen.
Prüfverfahren seit Oktober aktiv
Bereits seit Herbst 2024 steht Temu unter Beobachtung der EU-Behörden. Damals wurde untersucht, ob das Unternehmen ausreichend gegen den Vertrieb illegaler Produkte vorgeht. Es stellte sich heraus, dass gesperrte Anbieter regelmäßig wieder auftauchten. Außerdem analysieren die Behörden, ob Temu durch manipulative Elemente – etwa besonders auffällige Designelemente oder Druck durch vermeintlich knappe Verfügbarkeiten – unlautere psychologische Tricks anwendet.
Verbraucherschützer äußern zusätzliche Kritik
Neben der Kommission geht auch das europäische CPC-Netzwerk gegen Temu vor. Bereits im November kritisierte es mehrere irreführende Geschäftspraktiken: Dazu zählen unechte Rabattaktionen, nicht überprüfte Produktbewertungen sowie fehlende Kontaktmöglichkeiten für Kundinnen und Kunden. Zudem würden gesetzliche Informationspflichten oft nicht erfüllt – etwa über Rückgaberechte oder Gewährleistung.
Einflussreicher Onlinehändler – wachsender politischer Druck
Temu zählt inzwischen zu den umsatzstärksten Onlineplattformen Europas. Mehr als 45 Millionen Nutzerinnen und Nutzer pro Monat machen das Unternehmen zu einer „Very Large Online Platform“ (VLOP) im Sinne des DSA. Doch mit der wachsenden Bedeutung steigen auch die regulatorischen Anforderungen.
Die Auseinandersetzung fällt in eine Phase angespannter wirtschaftspolitischer Beziehungen zwischen Brüssel und Peking. Bei einem kürzlichen EU-China-Gipfel wurden zwar Gespräche geführt, doch zentrale Streitfragen – wie Handelsungleichgewichte und Marktzugänge – bleiben weiterhin ungelöst. Die EU bekräftigt in diesem Kontext ihr Ziel, faire Wettbewerbsbedingungen und einen wirksamen Schutz der Verbraucherrechte durchzusetzen.