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Erste Bilder vom Südpol der Sonne – Solar Orbiter schreibt Raumfahrtgeschichte

by Katharina Eberharter
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Sonnenpole im Fokus: ESA und NASA liefern neue Erkenntnisse zur Sonnenaktivität

Zum ersten Mal überhaupt haben Wissenschaftler einen Blick auf den Südpol der Sonne werfen können. Die bahnbrechenden Bilder stammen von der Raumsonde Solar Orbiter, einem gemeinsamen Projekt der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der NASA. Die Aufnahmen zeigen nicht nur visuelle Eindrücke, sondern auch ein bislang unbestätigtes Mosaik chaotischer magnetischer Aktivität – ein zentrales Puzzlestück zur Erklärung, wie sich das Magnetfeld der Sonne etwa alle elf Jahre umkehrt.

„Heute präsentieren wir der Menschheit den allerersten Blick auf den Sonnenpol“, sagte ESA-Wissenschaftsdirektorin Prof. Carole Mundell. Die Sonne beeinflusse nicht nur das Leben auf der Erde, sondern auch unsere Stromnetze und Satellitenkommunikation, daher sei es entscheidend, ihr Verhalten besser zu verstehen.

Südpol zeigt magnetisches Chaos – Beobachtungen bestätigen Modelle

Die Beobachtungen entstanden Mitte März, als die Sonde den Sonnenäquator in einem Winkel von 15 Grad unterschritt – die ersten Hochwinkelaufnahmen seit Missionsbeginn im Jahr 2020. Erstmals lieferte die Sonde auch Magnetfeldmessungen, die eine zerrissene Mischung aus Nord- und Südpolen am Sonnenpol zeigen. Diese „magnetische Patchwork-Struktur“ war bisher nur aus Computermodellen bekannt – nun ist sie durch reale Daten belegt.

„Die Sonnenpole waren bisher buchstäblich terra incognita“, so Prof. Sami Solanki, Leiter des Magnetfeldinstruments und Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Solar Orbiter bestätigt, dass die Sonne im Gegensatz zur Erde kein stabiles Dipolfeld besitzt – ihr Magnetfeld ist dynamisch, wird durch die unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeit zwischen Äquator und Polen verdreht und führt so regelmäßig zu einem Umpolungsereignis.

Bedeutung für Sonnenforschung und Weltraumwetter

Die Aufnahmen sind ein Meilenstein in der Sonnenforschung. Die Daten sollen helfen, die Vorhersagekraft der Modelle zum elfjährigen Sonnenzyklus zu verbessern. Während die Sonne derzeit in einem aktiven Maximum ist, erwarten Forscher in etwa fünf bis sechs Jahren ein Sonnenminimum, mit einem stabileren Magnetfeld und weniger Aktivität.

Prof. Lucie Green vom UCL Space Science Laboratory fasst zusammen: „Alles, was wir in der Sonnenatmosphäre sehen – Ausbrüche, Strahlung, Sonnenstürme – ist das Ergebnis des Magnetfelds. Dass wir dieses jetzt direkt beobachten können, verändert die Forschung.“

Solar Orbiter wird bis 2029 seine Umlaufbahn nach und nach auf 33 Grad Neigung bringen, um die Sonnenpole aus immer extremeren Winkeln zu beobachten. Schon jetzt gilt die Mission als wegweisend für die nächste Ära der Heliophysik.

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