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Eine schwere Grippesaison füllt die Krankenhäuser

by Silke Mayr
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Hohe Krankenhauseinweisungen durch schwere Grippefälle

Die USA erleben eine besonders heftige Grippesaison. Die Einweisungsraten in Krankenhäuser übertreffen teilweise sogar jene von Covid-19 während der Pandemie.

Zusätzlich zur eigentlichen Infektion treten schwerwiegende Komplikationen auf. Besonders bei Kindern berichten Ärzte von einer häufigeren Einweisung mit neurologischen Komplikationen. Dazu gehört eine bedrohliche Gehirnschwellung, die zu Gewebezerstörung führen kann. Diese Erkrankung nennt sich akute nekrotisierende Enzephalopathie (ANE).

Auch bei Erwachsenen beobachten Mediziner unerwartet viele Fälle von Lungenentzündungen durch fleischfressende Supererreger. Dr. John Lynch, Spezialist für Infektionskrankheiten, erklärt, dass viele Patienten nach einer Grippe an schwerer MRSA-Pneumonie leiden. Diese kann das Lungengewebe zerstören und langfristige Atemprobleme verursachen. MRSA steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, ein Bakterium, das gegen viele Antibiotika resistent ist.

Pneumonie nach einer Grippeinfektion ist besonders für ältere Menschen häufig. Experten vermuten, dass die hohe Zahl solcher Fälle auf die extreme Grippewelle zurückzuführen ist. Die Intensivstationen sind voller Patienten mit schwerem Verlauf. Pflegekräfte berichten online von überfüllten Intensivstationen mit jungen Erwachsenen, die von der Grippe schwer getroffen wurden.

Dramatische Zahlen: Mehr Grippe- als Covid-Patienten im Krankenhaus

Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) berichten, dass in der Woche bis zum 1. Februar 14,4 Grippepatienten pro 100.000 Einwohner ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Dies übertrifft die Covid-19-Einweisungen während der Delta-Welle 2021.

Obwohl die aktuellen Raten nur halb so hoch sind wie während der Omikron-Welle 2022, ist dies die erste Saison, in der mehr Menschen wegen Grippe als wegen Covid hospitalisiert wurden. Bis Anfang Februar gab es 64 Krankenhausaufenthalte pro 100.000 Menschen aufgrund von Grippe, während es bei Covid 44 waren.

Auch die wöchentlichen Todeszahlen durch Grippe haben erstmals die durch Covid-19 übertroffen. In den letzten beiden Januarwochen starben 1.302 Menschen an der Grippe, während 1.066 an Covid verstarben. Seit Beginn der Pandemie waren es in jeder Saison mindestens doppelt so viele Covid-Hospitalisierungen wie Grippefälle.

Flu-Tests zeigen eine hohe Positivrate. In manchen Regionen sind bis zu 50 % der getesteten Personen infiziert. Ärzte warnen, dass neurologische Komplikationen bei Kindern zunehmen. Dr. Keith Van Haren von Stanford Medicine sammelt derzeit Daten zu ANE-Fällen und berichtet von einem auffälligen Anstieg. Da diese Fälle nicht meldepflichtig sind, fehlen offizielle Zahlen. Erste Berichte deuten darauf hin, dass allein in Universitätskliniken 35 bis 40 Fälle in den letzten beiden Saisons aufgetreten sind.

ANE kann durch verschiedene Viren ausgelöst werden. Studien zeigen, dass etwa die Hälfte der betroffenen Kinder daran stirbt. Wenn das Gehirn anschwillt, sterben Zellen im Thalamus, der Schlaf und Wachzustand steuert. Betroffene Kinder zeigen extreme Schläfrigkeit und können kaum wach bleiben.

Ein Zusammenhang mit der Vogelgrippe H5N1 wird nicht vermutet. Bisher gibt es nur vereinzelte Infektionen bei Menschen, meist bei Farmarbeitern. Dennoch bleibt die Situation beunruhigend.

Volle Krankenhäuser und steigende Komplikationen

Dr. Ryan Maves von der Wake Forest University vergleicht diese Saison mit der Schweinegrippe-Pandemie von 2009. Krankenhäuser sind bis an ihre Kapazitätsgrenzen ausgelastet. Manche Patienten benötigen ECMO-Therapie, die das Herz und die Lunge unterstützt.

Zwei Influenza-A-Stämme, H1N1 und H3N2, treten in dieser Saison gleich häufig auf. Normalerweise dominiert eine Variante. Dies bedeutet, dass Menschen nach einer Infektion mit dem einen Stamm erneut am anderen erkranken können.

Trotz der Gefahr haben sich weniger als die Hälfte der Erwachsenen und Kinder gegen Grippe impfen lassen. Besonders die Impfrate bei Kindern ist um 14 Prozentpunkte gesunken. Das beunruhigt Experten, da bisher 57 Kinder an der Grippe verstorben sind. Meist waren sie nicht geimpft. Jährlich sterben zwischen 100 und 150 Kinder an Grippe, obwohl eine Impfung schwere Verläufe verhindern kann.

Einige Patienten erkranken nach einer ersten Infektion mit H1N1 erneut an H3N2. Das Immunsystem bietet keinen dauerhaften Schutz vor beiden Varianten.

Schutzmaßnahmen weiterhin wichtig

Trotz der besorgniserregenden Entwicklung gibt es Möglichkeiten, sich zu schützen. Wer noch nicht geimpft ist, sollte dies nachholen. Der Impfschutz entwickelt sich innerhalb einer Woche.

Experten rechnen mit mindestens weiteren sechs Wochen hoher Grippeaktivität. Danach ist ein Anstieg von Influenza-B-Fällen möglich. Die Impfung ist weiterhin eine sinnvolle Maßnahme.

Die Wirksamkeit des diesjährigen Impfstoffs gegen die zirkulierenden Varianten ist noch nicht vollständig geklärt. Erste Tests deuten darauf hin, dass er besser gegen H1N1 als gegen H3N2 wirkt.

Neben der Impfung helfen weitere Schutzmaßnahmen: Innenräume gut lüften, Hände waschen und in Menschenmengen eine Maske tragen.

Grippe-Selbsttests sind in Apotheken erhältlich. Eine frühe Diagnose ermöglicht den Einsatz antiviraler Medikamente, die den Verlauf abmildern können. Sie wirken am besten, wenn sie frühzeitig eingenommen werden.

Dr. Jennifer Nayak betont: “Alle Maßnahmen, die für Covid-19 galten, gelten auch für die Grippe.”

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