Tischschlag und knapper Vorsprung
Magnus Carlsen hat sich seinen sechsten Titel in sieben Jahren beim Turnier in Stavanger gesichert – wenn auch denkbar knapp. Mit nur einem halben Punkt Vorsprung vor Fabiano Caruana reichte es für den Sieg. Für Schlagzeilen sorgte vor allem Carlsens zweites Aufeinandertreffen mit Gukesh Dommaraju, dem indischen Weltmeister: Als Carlsen in klarer Gewinnstellung den Vorteil aus der Hand gab, schlug er frustriert mit der Faust auf den Tisch – ein Moment, der weltweit für Aufsehen sorgte.
Carlsen selbst meinte hinterher: „Ich bereue die Züge mehr als die Geste – das war eine spontane Reaktion.“ Der Weltmeister lobte seine klassische Turnierleistung (plus zwei), kritisierte aber die Qualität der Armageddon-Partien deutlich: „Die waren entsetzlich.“
Spannendes Format, starker Nachwuchs
Das Turnier in Stavanger wird mit einer besonderen Bedenkzeit gespielt: Nach 40 Zügen in zwei Stunden folgt ein plötzlicher Fall auf 10 Sekunden pro Zug – was zu dramatischen Wendungen wie bei Gukesh gegen Carlsen führt. Klassische Siege zählen drei Punkte, Remis werden im Armageddon entschieden (Remis = Schwarz gewinnt).
Während Carlsen gewann, verpasste Caruana den Turniersieg nur knapp. Hikaru Nakamura sicherte sich wertvolle Punkte im Rennen um die FIDE Candidates 2026 – insbesondere gegenüber dem jungen Inder Arjun Erigaisi.
Muzychuk triumphiert im Schatten der Männer
Im parallel laufenden Frauenturnier – mit identischem Preisgeld von 150.000 Dollar – gewann die Ukrainerin Anna Muzychuk. Titelverteidigerin Ju Wenjun aus China fiel auf Rang vier zurück, entscheidend war ihre Niederlage gegen Muzychuk in Runde neun nach einem Fehler im Endspiel.
Anna und ihre Schwester Mariya gelten als stärkste aktive Schwestern im Schach, nur übertroffen von den legendären Polgar-Schwestern. Im Blitzschach führt Anna intern 2:0, in klassischen Partien gab es nur Remis.
Frauenförderung in den USA
Während junge indische Männer das Weltspitzenschach dominieren, fehlt bei den Frauen eine vergleichbare Entwicklung. Hoffnung machen Initiativen wie die Jeanne Cairns Sinquefield Challenge, die 100.000 $ an US-Spielerinnen vergibt, die in fünf Jahren Großmeisterinnen werden. Die 15-jährige Alice Lee, derzeit größte US-Hoffnung, gewann ihre Auftaktpartie beim prestigeträchtigen Cairns Cup in St. Louis.