Der chinesische Internetriese Baidu wird seine fortschrittlichen KI-Chatbot-Dienste kostenlos anbieten. Der Wettbewerb zwischen globalen Entwicklern nimmt zu, nachdem das Startup DeepSeek mit seinen Modellen große Aufmerksamkeit erregt hat.
Baidu und OpenAI setzen auf kostenlose KI-Dienste
Baidus Ernie Bot, ein KI-Chatbot mit Premium-Funktionen wie KI-Malerei, wird ab dem 1. April kostenlos für Mobil- und Desktop-Nutzer verfügbar sein. Das Unternehmen gab dies am Donnerstag über WeChat bekannt.
Wenige Stunden zuvor hatte OpenAI-CEO Sam Altman auf X die Roadmap des neuesten Modells, GPT-5, vorgestellt. Er verkündete, dass alle ChatGPT-Nutzer unbegrenzten kostenlosen Zugang zu GPT-5 erhalten. Bezahlnutzer erhalten jedoch Zugriff auf eine „höhere Intelligenz“.
Am Freitag kündigte Baidu an, bis Ende Juni eine neue Generation seines KI-Modells zu veröffentlichen. Erstmals werde dieses Modell quelloffen sein – so wie alle Modelle von DeepSeek. Zudem wird die Deep-Search-Funktion von Ernie mit verbesserten logischen Fähigkeiten und Expertenantworten im April kostenlos starten.
Diese Entwicklungen zeigen den wachsenden Druck, dem Baidu und andere Unternehmen in Chinas hart umkämpftem KI-Markt ausgesetzt sind. Besonders DeepSeek hat mit seinem neuesten R1-Modell für Aufsehen gesorgt. Das Modell liefert vergleichbare Leistungen zu US-amerikanischen Konkurrenzprodukten – jedoch zu deutlich geringeren Kosten.
Baidus Aktien in Hongkong stiegen am Donnerstag um bis zu 12 % und notierten am Freitag bei rund 95 Hongkong-Dollar (12,20 US-Dollar). Der Technologiekonzern gehört zum Hang Seng China Enterprises Index, der seit Januar um 20 % zugelegt hat.
Die Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 hatte die Tech-Welt im Sturm erobert. Chinesische Unternehmen bemühten sich schnell um eigene Alternativen. Baidu gehörte zu den ersten Anbietern, die innerhalb von vier Monaten eine Antwort auf ChatGPT lieferten. Damit lag das Unternehmen vor anderen Schwergewichten wie Tencent und Alibaba.
Trotzdem hinkt Baidu in Sachen Popularität und Nutzerzahlen hinterher. Konkurrenten wie ByteDance mit Doubao haben größere Reichweite. Apple entschied sich nach Prüfung mehrerer chinesischer KI-Anbieter für eine Partnerschaft mit Alibaba statt mit Baidu.
Neue Herausforderer erobern die KI-Branche
Traditionelle Tech-Giganten in China haben zuletzt an Aufmerksamkeit verloren. Startups wie DeepSeek und Moonshot AI drängen in den Markt mit leistungsstarken Modellen.
Moonshot AI brachte sein eigenes ChatGPT-Pendant Kimi Ende letzten Jahres heraus. Im Januar war Kimi laut aircpb.com der drittmeistgenutzte KI-Chatbot in China – nach DeepSeek und Doubao.
Auch Zhipu AI zählt zu den aufstrebenden Wettbewerbern. Das in Peking ansässige Startup ging aus der renommierten Tsinghua-Universität hervor. Tencent und Alibaba unterstützen Zhipu finanziell. Wegen angeblicher Verbindungen zum chinesischen Militär setzte das US-Handelsministerium Zhipu kürzlich auf seine „Entity List“. Das Unternehmen weist diese Vorwürfe zurück.
Die meisten großen KI-Sprachmodelle, darunter Ernie Bot, OpenAIs ChatGPT und Anthropics Claude, bieten Basisfunktionen kostenlos an. ChatGPT startete zunächst ohne Gebühren, bevor es Premium-Funktionen im Abo-Modell einführte.
Baidu führte 2023 kostenpflichtige Premium-Dienste für seinen KI-Chatbot ein. Funktionen wie der Text-zu-Bild-Generator kosteten bis zu 59,9 Yuan (8,20 US-Dollar) pro Monat. Laut Baidu hatte Ernie Bot bis November 2024 bereits 430 Millionen Nutzer.