Große Ziele, bitteres Erwachen
Mikel Arteta versprach, mit Arsenal in Paris Geschichte zu schreiben, doch das Kapitel endete im alten Muster: Niederlage. Trotz ansehnlicher Leistung schied Arsenal im Halbfinale der Champions League aus, während Paris St-Germain seine Dominanz gegen englische Klubs fortsetzte. Im Parc des Princes herrschte ausgelassene Freude, während die Gäste schweigend zusehen mussten. Nach Manchester City, Liverpool und Aston Villa war Arsenal der nächste englische Verein, der an Luis Enriques Mannschaft scheiterte.
Titellos seit 2020 – die Uhr tickt
Hinter Fortschrittsparolen verbirgt sich eine harte Realität: Arsenal ist seit dem FA-Cup-Sieg 2020 ohne Titel. Bei einem Klub mit solchen Ambitionen zählt nur der Erfolg – und dieser bleibt aus. Die Geduld wird knapper, der Druck auf Arteta größer. Auch wenn sein Posten derzeit nicht wackelt, verlangt die nächste Saison sichtbare Ergebnisse. Das Team hat mit Declan Rice, Bukayo Saka, Martin Ødegaard und dem aufstrebenden Myles Lewis-Skelly enormes Potenzial, doch Potenzial allein bringt keine Pokale. Ein Topklub muss Trophäen gewinnen – Arsenal tut das nicht.
Hoffnung liegt in der Liga
Nach dem europäischen Rückschlag bleibt nur das Ziel, sich über die Premier League erneut für die Champions League zu qualifizieren. Der Halbfinal-Verlauf zeigte deutlich: In den Anfangsphasen beider Spiele verlor Arsenal den Zugriff. PSG traf früh im Hinspiel, Arsenal konnte im Rückspiel den Spieß nicht umdrehen. Gianluigi Donnarumma erwies sich einmal mehr als unüberwindbare Hürde, mit Glanzparaden gegen Martinelli und Ødegaard.
Paris strebt nach dem ersten Titel
PSG verfolgte selbst historische Ambitionen, was durch eine riesige Choreografie ihrer Ultras vor dem Anpfiff unterstrichen wurde. „55 Jahre Erinnerung hinter euch, um Geschichte zu schreiben“ stand dort zu lesen. Die Treffer von Fabian Ruiz und Achraf Hakimi stellten die Weichen für den Finaleinzug. Arsenals Angriff blieb wirkungslos, Sakas später Torerfolg kam viel zu spät. Während PSG um seinen ersten Champions-League-Titel kämpft, blickt Arsenal erneut auf das, was hätte sein können.
Wieder am gleichen Punkt gescheitert
Zum vierten Mal in fünf Jahren ist Arsenal im Halbfinale gescheitert. 201 Champions-League-Spiele – kein einziger Titel. Auch in anderen Wettbewerben wie Europa League und Ligapokal endete der Weg stets auf halber Strecke. Das Team scheitert konstant, wenn es zählt. Dieses Muster lässt sich nicht mehr als Zufall erklären – es ist ein ernstes strukturelles Problem.
Enttäuschung und Ehrlichkeit
Declan Rice sprach offen über die Gefühlslage: „Wir wollen Titel gewinnen – deshalb spielen wir überhaupt.“ Er betonte: „Wir waren sehr nah dran, aber das reicht nicht. Es tut weh.“ Die Enttäuschung war allen anzusehen – Spielern, Trainer, Staff. Rice zeigte sich kämpferisch: „Wir wollten nach München. Das definiert uns nicht. Wir kommen zurück.“ Doch Worte werden nur dann Gewicht haben, wenn Taten folgen.
Statistiken täuschen nicht über Misserfolg hinweg
Arteta versuchte vor dem Spiel, mit Statistiken zu argumentieren: Andere hätten mit weniger Punkten Titel gewonnen. Doch diese Aussage blendet aus, dass Arsenal sich in dieser Saison direkt mit den besten Teams messen konnte – und dabei unterlag. Auch dass Liverpool Arsenals Vorjahrespunktzahl noch übertreffen kann, wurde verschwiegen. Solche Rechtfertigungen wirken hohl, wenn erneut kein Titel herausspringt.
Qualität reicht nicht ohne Präzision
Arteta sprach nach dem Spiel von „kleinen Unterschieden“, verwies auf Donnarummas Paraden. Doch eigene Fehler kosteten das Finale: Parteys schwache Kopfballabwehr führte zum ersten Gegentor, sein Ballverlust zum zweiten. Noch gravierender war die Entscheidung, im Sommer keinen echten Stürmer zu verpflichten. Diese Lücke zeigte sich überdeutlich – und sie war vorhersehbar.
Ohne echten Torjäger kein Titel
Mikel Merino übernahm eine ungewohnte Rolle im Sturm, arbeitete viel, blieb aber ungefährlich. Arsenal kontrollierte lange Spielphasen, doch der letzte Punch fehlte. Ein ehemaliger Nationalspieler beschrieb es treffend im Radio: „Wenn PSG angreift, erwartet man ein Tor. Arsenal fehlt diese Kaltschnäuzigkeit.“ Ohne einen verlässlichen Vollstrecker bleiben Pokale Wunschdenken.