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Amerikas Energiewende gerät ins Wanken – Fördermittel in Gefahr

by Jasmin Gloor
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Milliardenprojekt in Texas steht still – Steuervergünstigungen ungewiss

Die Zukunft der grünen Energie in den USA steht auf der Kippe. Der Grund: Milliarden an Fördermitteln drohen zu versiegen. HIF Global, ein amerikanisches Unternehmen für saubere Kraftstoffe, plant eine 7-Milliarden-Dollar-Anlage in Matagorda County, Texas. Dort soll mithilfe erneuerbarer Energien E-Methanol aus CO₂ und grünem Wasserstoff produziert werden.

Die Anlage soll weltweit führend sein und Tausende Arbeitsplätze schaffen. Zudem würde der saubere Treibstoff Schiffe und Flugzeuge wesentlich klimafreundlicher antreiben. Doch das Projekt stockt: Die finale Investitionsentscheidung steht aus, da HIF Global die Entscheidungen des Kongresses zu wichtigen Steueranreizen abwarten will – insbesondere zur Förderung von grünem Wasserstoff.


Geplante Steuerkürzungen gefährden Investitionen

Ein Haushaltsgesetz im US-Senat sieht drastische Kürzungen bei Steuervergünstigungen für erneuerbare Energien vor. Der Entwurf des Repräsentantenhauses streicht unter anderem die Steuererleichterung für grünen Wasserstoff. Lee Beck, Vizepräsidentin für globale Politik bei HIF Global, warnt: Ohne diesen Vorteil sei das Projekt kaum realisierbar.

„Steuerliche Unterstützung ist notwendig, um die Anlage zu starten – langfristig wollen wir unabhängig davon sein“, erklärt Beck. Sollten die Anreize wegfallen, würde HIF Global möglicherweise auf andere Länder mit stabileren Förderbedingungen ausweichen.


Regierung bremst grüne Programme systematisch aus

Seit dem Regierungswechsel hat Präsident Trump zahlreiche klimapolitische Maßnahmen rückgängig gemacht. Er leitete den erneuten Ausstieg aus dem Pariser Abkommen ein und stoppte Erneuerbare-Energien-Projekte auf Bundesland – insbesondere Windkraftprojekte.

Zudem wurden zentrale Förderinstrumente der Biden-Regierung eingefroren: der „Inflation Reduction Act“ (IRA) und der „Infrastructure Investment and Jobs Act“ (IIJA). Diese Programme hatten Milliarden für Steuererleichterungen, Zuschüsse und Investitionen in grüne Technologien mobilisiert.

Adie Tomer vom Brookings-Institut warnt: „Während andere Industrieländer beschleunigt in den Klimaschutz investieren, kehrt Amerika ihm den Rücken.“

Gerichtsverfahren gegen die Förderstopps laufen – einige könnten bis vor das Oberste Gericht gehen. Solange es keine finale Entscheidung gibt, prüfen Behörden individuell, welche Projekte fortgeführt werden.


Unternehmen verlieren Vertrauen in politische Verlässlichkeit

Jessie Stolark, Geschäftsführerin der Carbon Capture Coalition, beschreibt eine Branche voller Unsicherheit. Ihre Mitglieder haben Mittel für erste Projektphasen erhalten – etwa für CO₂-Abscheideanlagen – wissen aber nicht, ob Anschlussfinanzierungen folgen.

„Diese Unsicherheit lähmt Investitionen“, warnt Stolark. „Wenn wegweisende Projekte scheitern, fällt die gesamte Branche zurück.“

Selbst wenn IRA und IIJA nicht vollständig abgeschafft werden, drohen Kürzungen oder strengere Zugangsregeln. Viele Unternehmen rechnen damit, dass Förderungen verkürzt oder bürokratisch erschwert werden.


Steuerliche Förderung für grüne Technologien auf der Kippe

Zahlreiche Steueranreize stehen vor dem Aus – darunter jene für E-Autos, energiesparende Modernisierungen, Solarenergie, Windkraft und Batteriefertigung. Besonders betroffen wären Unternehmen in republikanisch regierten Regionen – doch politischer Rückhalt bleibt aus.

Ashur Nissan von Kaya Partners betont: „Diese Projekte schaffen Arbeitsplätze und Innovation – aber ideologische Blockade verhindert Fortschritt.“ Das Cato Institute fordert inzwischen die komplette Abschaffung der Klimaförderung – mit dem Argument, die Programme seien deutlich teurer als ursprünglich geplant und gefährdeten langfristig den Bundeshaushalt.


Investitionsrückgang und Projektabbrüche verunsichern Markt

Laut dem Clean Investment Monitor sanken die Investitionen in erneuerbare Energien im ersten Quartal 2025 um 3,8 % auf 67,3 Milliarden Dollar. Hannah Hess vom Rhodium Group-Institut nennt Inflation, hohe Zinsen, globale Unsicherheiten und politische Blockaden als Ursachen.

Besonders alarmierend: Sechs große Fertigungsprojekte – vor allem im Batteriebereich – wurden im Wert von 6,9 Milliarden Dollar gestrichen. Laut Hess ist der Rückgang neuer Projektankündigungen ein klares Zeichen für schwindendes Vertrauen in die politische Unterstützung der Branche.


Unternehmen passen Kommunikation strategisch an

Inmitten wachsender Unsicherheit passen viele Firmen ihre Außendarstellung an. LanzaJet, ein Hersteller von Sustainable Aviation Fuel (SAF), betont auf seiner Website nicht mehr den Klimaschutz. Stattdessen rückt man die Nutzung heimischer Rohstoffe in den Fokus.

CEO Jimmy Samartzis erklärt: „SAF bietet viele Vorteile – wir gestalten unsere Botschaft passend zur Zielgruppe.“ Das Unternehmen wartet seit August 2024 auf einen genehmigten Zuschuss der Luftfahrtbehörde in Höhe von 3 Millionen Dollar – finanziert über den IRA.

„Die Förderung ist bestätigt, aber sie liegt auf Eis“, sagt Samartzis. Wie viele andere Projekte ist auch dieses Opfer einer politischen Blockade, die Amerikas Energiewende ins Stocken bringt.

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