Schwaches Wachstum inmitten von KI-Bedenken
Amazon übertraf die Erwartungen im vierten Quartal. Doch eine enttäuschende Prognose verstärkte Sorgen über eine Verlangsamung in der KI-Branche.
Das Unternehmen meldete höhere Quartalsergebnisse als von Analysten erwartet, lieferte jedoch schwächere Prognosen. Gründe waren der mögliche Einfluss von Wechselkursen und gestiegene KI-Investitionen.
Die Amazon-Aktie fiel nachbörslich um mehr als 4 %. Bis zum Börsenschluss am 6. Februar hatte die Aktie in diesem Jahr bereits 9 % zugelegt, nach einem beeindruckenden Anstieg von 44 % im Jahr 2024.
Amazons schwache Prognose ähnelt der von Alphabet, Microsoft und Meta und deutet auf eine mögliche Abkühlung in der KI-Branche hin. US-Technologiegiganten stehen vor Wachstumsproblemen, da Kapazitätsengpässe hohe Investitionen in Rechenzentren erfordern.
Derweil entwickelte das chinesische Startup DeepSeek sein KI-Modell R1 auf Basis der Kosten dieser Hyperscaler, was Bedenken über eine mögliche Überbewertung der US-Tech-Giganten schürt.
Enttäuschende Prognose
Amazon erwartet einen Umsatz zwischen 151,0 Mrd. $ (145,2 Mrd. €) und 155,5 Mrd. $ (149,5 Mrd. €), deutlich unter den geschätzten 158,5 Mrd. $ (152,4 Mrd. €). Die Prognose berücksichtigt einen “ungewöhnlich großen negativen Einfluss von etwa 2,1 Mrd. $ (2,0 Mrd. €) durch Wechselkurse”.
Das operative Einkommen wird zwischen 14 Mrd. $ (13,5 Mrd. €) und 18 Mrd. $ (17,3 Mrd. €) prognostiziert. Analysten hatten im Schnitt mit 18,2 Mrd. $ (17,5 Mrd. €) gerechnet.
Der US-Dollar-Index erreichte im Januar den höchsten Stand seit November 2022, getrieben durch Trumps Präsidentschaft und die straffe Geldpolitik der US-Notenbank. Amazons Online-Umsätze könnten unter der Umrechnung ausländischer Einnahmen in US-Dollar gelitten haben.
Amazon investiert zudem stark in den Ausbau seiner Rechenzentren. Die Kapitalausgaben erreichten im Dezemberquartal 27,8 Mrd. $ (26,72 Mrd. €) – ein Anstieg von etwa 90 % im Vergleich zum Vorjahr.
Viertes Quartal von KI und Feiertagen geprägt
Amazon verzeichnete einen Umsatz von 187,8 Mrd. $ (180,53 Mrd. €), was einem Anstieg von 10 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Erwartungen von 187,3 Mrd. $ (180,05 Mrd. €) wurden übertroffen. Ohne den Wechselkurseinfluss stieg der Umsatz um 11 % im Jahresvergleich.
Der Gewinn des Unternehmens stieg dank umfassender Kostensenkungen, vor allem durch Personalabbau in den letzten zwei Jahren. Der Nettogewinn erhöhte sich um 189 % auf 20 Mrd. $ (19,23 Mrd. €).
Amazon Web Services (AWS), das Kerngeschäft des Unternehmens, verzeichnete zum dritten Mal in Folge ein jährliches Wachstum von 19 %, entsprechend den Analystenerwartungen.
AWS bleibt Innovationsmotor
CEO Andy Jassy betonte die Bedeutung der AWS-Innovationen, darunter der firmeneigene KI-Chip Trainium2 und die Basis-Modelle unter Amazon Nova. AWS bleibt der weltweit führende Anbieter von Cloud-Computing, gefolgt von Microsoft Azure und Google Cloud. Dennoch wuchsen die beiden Konkurrenten im gleichen Quartal mit etwa 30 % deutlich schneller.
Die zwei weiteren wichtigen Geschäftsbereiche, Online-Shops und Werbedienste, verzeichneten Wachstumsraten von 8 % bzw. 18 % im Jahresvergleich. Die Umsätze beliefen sich auf 75,6 Mrd. $ (72,67 Mrd. €) bzw. 17,3 Mrd. $ (16,63 Mrd. €). Die Online-Shops blieben der größte Umsatzbringer, besonders während des Weihnachts- und Neujahrsgeschäfts.
Amazons digitale Werbeplattform ist die weltweit drittgrößte hinter Alphabet und Meta. Der Bereich Werbedienste ist der zweitgrößte Umsatzträger des Unternehmens.
CEO Andy Jassy erklärte: „Das Weihnachtsgeschäft war das erfolgreichste in der Geschichte von Amazon. Wir danken unseren Kunden, Vertriebspartnern und Mitarbeitern, die dazu beigetragen haben.“