Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, hat ein geplantes Treffen zwischen Revolut, dem Finanzministerium und der britischen Bankenaufsicht (PRA) untersagt. Grund waren Bedenken, dass sich Finanzministerin Rachel Reeves unangemessen in den unabhängigen Zulassungsprozess zur Erteilung einer Vollbanklizenz für das Fintech einmischen könnte.
Das dreiseitige Treffen sollte helfen, Revoluts Ambitionen auf eine britische Banklizenz zu besprechen – und zugleich London als attraktiven Börsenstandort zu präsentieren. Doch Bailey stoppte die Initiative, da Regulierungsentscheidungen unabhängig von politischem Einfluss bleiben müssten.
Reeves hatte sich zuletzt mehrfach für ein wirtschaftsfreundlicheres Regulierungsklima ausgesprochen und kritisiert, dass übermäßige Vorschriften wie ein „Klotz am Bein“ der Unternehmen wirkten. Die Regierung bemüht sich aktuell intensiv darum, Revolut – mit einem geschätzten Wert von 45 Milliarden Dollar Europas wertvollstes Fintech – für einen Börsengang in London zu gewinnen. Revolut-Chef Nik Storonsky hatte jedoch signalisiert, dass New York wegen günstigerer Bedingungen eine attraktivere Option sei.
Revolut erhielt im Vorjahr eine eingeschränkte Banklizenz im Vereinigten Königreich, darf bislang jedoch keine eigenen Kredite vergeben und nur begrenzt Kundeneinlagen annehmen. Die volle Lizenz würde dem Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, etwa durch Hypotheken und Konsumentenkredite.
Da die Zulassung weiter auf sich warten lässt, prüft Revolut nun sogar den Kauf einer US-Bank, um schneller an eine amerikanische Lizenz zu gelangen und sein US-Geschäft zu beschleunigen.
Das Unternehmen, das einst mit einer Prepaid-Karte für kostenlose Währungsumrechnung startete, bietet mittlerweile über 50 Finanzdienstleistungen an, beschäftigt weltweit mehr als 10.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2024 erstmals über eine Milliarde Pfund Gewinn.
