Unterkunftsmangel trotz rückläufiger Zahlen
Österreich verzeichnet deutlich weniger Asylanträge als 2022. Dennoch reisen monatlich rund tausend Menschen aus der Ukraine ein. Diese benötigen keinen Asylantrag, da eine EU-Richtlinie ihnen bis März 2026 Aufenthalt und Arbeit erlaubt. Wer sich nicht selbst erhalten kann, erhält Grundversorgung.
Trotzdem fehlt es an Unterkünften. In Graz strandeten zuletzt mehrfach große Familien am Bahnhof. Die Stadt brachte sie in Notwohnungen unter, obwohl diese anderweitig gebraucht werden. Auch die Wiener Volkshilfe stößt an ihre Grenzen. Das Erstaufnahmezentrum mit 220 Plätzen ist voll. Mitarbeiterinnen organisierten tagelang Notquartiere für Neuankömmlinge.
Bundesländer blockieren Aufnahmebereitschaft
Seit Monaten verweigern viele Bundesländer die Aufnahme weiterer Vertriebener. Dabei verpflichtet ein Bundesländervertrag zur Bereitstellung von Unterkünften. Nur Wien und Vorarlberg betreiben noch Ankunftszentren. In der Steiermark wurde das letzte Zentrum im Mai geschlossen. Das führt zu akutem Platzmangel.
Zugleich flammt eine politische Debatte über Roma-Familien aus der Ukraine auf. Rechte Medien und FPÖ-Politikerinnen behaupten, Roma kämen aus kriegsfreien Gebieten. Diese würden Sozialleistungen beanspruchen, obwohl kein Schutzbedarf bestehe. Großfamilien mit vielen Kindern stehen besonders im Fokus. Man unterstellt ihnen gefälschte Pässe und fehlende Sprachkenntnisse.
Vorurteile statt Verantwortung
Viele der geflüchteten Roma stammen aus Transkarpatien, einer armen Region an der ukrainischen Westgrenze. Sie sprechen oft nur Romanes oder Ungarisch, da sie gesellschaftlich isoliert leben. Viele besitzen erst seit Kurzem gültige Ausweisdokumente. Ihre Armut erklärt die fehlende Bildung – nicht Täuschung.
Tanja Wehsely von der Volkshilfe nennt die politische Kampagne gegen Roma-Familien “unanständig”. Schutz dürfe nicht an Herkunft gekoppelt sein. Auch Helferin Andresen von Train of Hope betont: Das Problem liege in der Unterbringung, nicht bei den Vertriebenen. EU-Recht gilt für alle Kriegsflüchtlinge – unabhängig von Volksgruppe oder Sprache.