Sicherheitssoftware greift auch bei alltäglichen Delikten ein
Die bayerische Polizei nutzt das Analyseprogramm Vera – eine abgespeckte Version der US-Software Palantir – nicht nur zur Terrorabwehr, sondern zunehmend auch bei vergleichsweise harmlosen Delikten. Obwohl das Tool ursprünglich zur Bekämpfung schwerer Gefahrenlagen eingeführt wurde, kam es zwischen September 2024 und Mai 2025 fast 100-mal zum Einsatz – häufig bei Fällen wie Eigentums- oder Vermögensdelikten.
Vera, entwickelt vom US-Konzern Palantir, erlaubt die Analyse großer Datenmengen durch die Verknüpfung unterschiedlicher polizeilicher Datenbanken. Datenschützer sehen den breiten Einsatz kritisch, da so auch Daten unbeteiligter Personen in automatisierte Ermittlungen einfließen könnten.
Umfangreiche Verknüpfung von Polizeidaten
Die Software ermöglicht, Informationen aus Fahndungslisten, Verkehrsverstößen, internen Einsatzdokumenten und weiteren polizeilichen Systemen zu vernetzen. Laut einem Bericht betrifft das rund 30 Millionen Bürger in Deutschland. Damit entsteht ein detailliertes Bild polizeilich erfasster Personen – auch bei geringfügigen Vorfällen wie Fahrraddiebstählen.
Grünen-Abgeordneter Benjamin Adjei kritisiert, dass die Software „nicht nur in Ausnahmesituationen“ zum Einsatz kommt, sondern regelmäßig bei unkritischen Fällen. Das widerspreche dem ursprünglich kommunizierten Zweck der Anwendung.
Rechtliche und politische Bedenken wachsen
In Hessen wurde Palantir-Software bereits 15.000-mal in einem Jahr eingesetzt – im Schnitt 41-mal täglich. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts mussten die Zugriffsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Die Polizeiarbeit sei seither weniger effizient, wie aus Medienrecherchen hervorgeht.
Der Hersteller Palantir betont, keine Menschen gezielt zu überwachen. Auch von Vorhersagemodellen habe man sich bewusst distanziert. Dennoch sorgt der breite Einsatz – auch in weniger gravierenden Fällen – in Deutschland zunehmend für politischen Druck. Forderungen nach einer europäischen Alternative werden lauter. In Österreich ist derzeit keine offizielle Kooperation mit Palantir bekannt.