Wachstumsprognosen weltweit gekürzt – fast 70 % der Länder betroffen
Die Weltbank warnt in ihrem aktuellen Bericht Global Economic Prospects vor einem tiefgreifenden Einbruch der weltweiten Konjunktur. Demnach dürfte das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 auf nur noch 2,3 % sinken – rund 0,5 Prozentpunkte weniger als noch zu Jahresbeginn prognostiziert. Obwohl keine weltweite Rezession droht, wäre dies der langsamste globale Wachstumspfad außerhalb einer Rezession seit 2008.
Fast 70 % aller Volkswirtschaften – unabhängig von Region oder Einkommensniveau – haben negative Anpassungen ihrer Prognosen erfahren. Gründe dafür sind laut Weltbank anhaltende Handelskonflikte, insbesondere im Zusammenhang mit US-Zöllen, sowie politische Unsicherheiten. Diese Faktoren bremsen die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie aus. Noch vor sechs Monaten habe man mit einer „sanften Landung“ der Weltwirtschaft gerechnet, heute jedoch stünden neue Turbulenzen bevor.
Entwicklungsländer ohne Aufschwung – Investitionen stocken, Schulden steigen
Besonders alarmierend ist die Lage in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Außerhalb Asiens, so Weltbank-Chefökonom Indermit Gill, entwickle sich die „Entwicklung“ zur Illusion. Während diese Länder in den 2000er-Jahren noch ein durchschnittliches Wachstum von 6 % erzielten, lag es in den 2010ern bei 5 % – und im laufenden Jahrzehnt unter 4 %.
Parallel dazu schwächt sich auch das weltweite Handelswachstum ab: von 5 % in den 2000er-Jahren auf unter 3 % in den 2020ern. Die Investitionstätigkeit lahmt ebenfalls, während die Staatsverschuldung Rekordwerte erreicht.
Die Weltbank geht davon aus, dass der Abstand beim Pro-Kopf-Einkommen zwischen armen und reichen Ländern erneut zunimmt. Auch Fortschritte bei der Bekämpfung von extremer Armut geraten ins Stocken. Die Bank ruft daher zu gezielter Unterstützung und zu mehr Investitionen in Klimaschutz und wirtschaftliche Resilienz auf.
Politische Lösungen könnten Wachstum wieder stärken
Die Weltbank betont jedoch, dass politische Entspannung positive Effekte hätte. Wenn etwa Handelskonflikte beigelegt und Zölle im Vergleich zu Mai 2025 halbiert würden, könnte das globale Wachstum in den Jahren 2025 und 2026 um 0,2 Prozentpunkte stärker ausfallen als derzeit erwartet.
Für die Schwellenländer empfiehlt der Bericht Maßnahmen zur Eindämmung von Inflationsrisiken und zur Stärkung der fiskalischen Widerstandskraft, etwa durch die gezielte Umverteilung öffentlicher Ausgaben. Nur durch entschlossenes Handeln könnten die tiefen strukturellen Probleme abgemildert werden.