Home » Laufschuhe statt Clubs: Wie Gen Z den neuen Running-Boom auslöst

Laufschuhe statt Clubs: Wie Gen Z den neuen Running-Boom auslöst

by Katharina Eberharter
0 comments

Von TikTok auf die Strecke: Laufen wird jung, stylisch – und weiblich

Gen Z sorgt für einen unerwarteten Boom im Laufsport – und zwar auf ihre ganz eigene Art. Was früher als Männerdomäne mit knappen Shorts und starrer Disziplin galt, verwandelt sich nun in ein farbenfrohes, diverses und digital geprägtes Phänomen. Besonders junge Frauen treiben diesen Trend an – unterstützt von sozialen Medien, Modebrands und einem neuen Lebensgefühl.

„In den 70er- und 80er-Jahren liefen nur schlanke weiße Männer“, erinnert sich Hugh Brasher, Direktor des London-Marathons. Die zweite Welle kam 2003 mit Paula Radcliffe und später parkrun. „Doch was wir jetzt erleben, ist eine echte Explosion – und wir haben sie nicht geplant, sie ist organisch gewachsen.“

Zahlen, die beeindrucken: Laufen wird weiblich, jung und beliebt

Über 1,1 Millionen Menschen haben sich für den London-Marathon 2026 beworben – ein Weltrekord. Und zum ersten Mal sind fast genauso viele Frauen wie Männer dabei. Über ein Drittel der Bewerberinnen in Großbritannien sind zwischen 18 und 29 Jahre alt. Laut Sport England ist der starke Anstieg an Läuferinnen in erster Linie Frauen zu verdanken – allein 2024 sind es 349.000 mehr als im Vorjahr.

Mode spielt eine Schlüsselrolle. Marken wie Lululemon oder Hoka haben gezielt in weibliche Zielgruppen investiert – mit stylischen Designs, Komfort und einem neuen Laufnarrativ. „Hoka setzte jahrelang auf das Motto ‘Win with women’“, sagt Sport- und Modemarketing-Expertin Lee Glandorf. „Die Idee, dass auch langsames Laufen ein Erfolg ist, spricht viele an.“

Community statt Wettbewerb – und Social Media als Motor

Anstelle von Profis inspirieren nun Influencerinnen. „Viele junge Frauen sehen sich in diesen Vorbildern wieder“, so Glandorf. Der Fokus liegt weniger auf Zeiten und Leistung, sondern auf Gemeinschaft, Selbstfürsorge und Erlebnissen. Diese neue Laufkultur wirkt inklusiv: von schwarzen Trail-Gruppen über asiatische Laufcrews – jede*r findet Anschluss.

Amrit Ghatora von Tracksmith beschreibt das neue Miteinander: „Beim ersten Mal ist ein Run Club einschüchternd. Wir tun alles, um neue Leute willkommen zu heißen.“

Mental Health, Lifestyle und ein neues Selbstbild

Der Trend hat wenig mit der Pandemie selbst zu tun – der große Schub kam erst 2023. Doch Covid veränderte Arbeits- und Sozialleben nachhaltig. Ohne Büroalltag suchen viele Gemeinschaft neu – und finden sie im Laufen. Studien zeigen zudem, dass Gen Z weniger Alkohol konsumiert und stärker auf mentale Gesundheit achtet. „Laufen hilft besser gegen Depressionen als viele Medikamente“, meint Brasher.

Auch wenn die neue Bewegung den Profisport noch nicht erreicht hat, sieht Nick Pearson, Ex-Chef von parkrun, darin kein Problem. „Warum sollte es verschwinden? Es ist kostenlos, offen für alle und trifft genau den Zeitgeist von Gen Z. Wir erleben gerade den perfekten Sturm.“

You may also like

Feature Posts

Recent Post

Newsletter

Subscribe my Newsletter for new blog posts, tips & new photos. Let's stay updated!