Gericht zwingt Collor zum Haftantritt
Fernando Collor, der Brasilien von 1990 bis 1992 regierte, wurde am Freitag verhaftet.
Er muss nun seine Freiheitsstrafe antreten, nachdem er 2023 wegen Korruption verurteilt wurde.
Ihm wird vorgeworfen, rund 20 Millionen Reais (etwa 3,5 Millionen US-Dollar) an Bestechungsgeldern angenommen zu haben.
Dadurch erleichterte er der Baufirma UTC Engenharia den Abschluss von Verträgen mit BR Distribuidora, einer Tochterfirma von Petrobras.
Zudem unterstützte er die Besetzung von Führungspositionen in dem Unternehmen.
Collor erhielt eine Haftstrafe von acht Jahren und zehn Monaten, die er im Gefängnis absitzen muss.
Er wurde in seinem Heimatstaat Alagoas im Nordosten Brasiliens festgenommen.
Zusammenhang mit der Korruptionsermittlung “Lava Jato”
Collors Verurteilung steht im Zusammenhang mit der “Operation Lava Jato”, einer der größten Korruptionsermittlungen in Lateinamerika.
Diese Untersuchungen brachten viele hochrangige Politiker und Geschäftsleute zu Fall.
Auch Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wurde 2018 im Rahmen dieser Ermittlungen verhaftet und saß fast zwei Jahre im Gefängnis.
In Brasilien gehen Verfahren gegen Präsidenten, Minister und Abgeordnete direkt an den Obersten Gerichtshof.
Collor konnte sich bislang auf freiem Fuß halten, da seine Verteidiger mehrfach Berufung einlegten.
Gericht schreitet wegen Verzögerung ein
Richter Alexandre de Moraes ordnete die Festnahme Collors am Donnerstag an.
Er warf der Verteidigung vor, durch ständige Einsprüche das Verfahren in die Länge gezogen zu haben.
Laut dem Gericht kann die Haftstrafe sofort vollstreckt werden, wenn Berufungen keine Erfolgsaussichten mehr haben.
Die endgültige Entscheidung der gesamten Richterbank wurde für Freitag erwartet.
Eine Stellungnahme von Collors Anwälten blieb bisher aus.
Vom Aufstieg zum politischen Absturz
Fernando Collor war 1989 der erste Präsident Brasiliens, der nach der Militärdiktatur in einer freien Wahl gewählt wurde.
1992 musste er wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten.
Im Jahr 2007 gelang ihm ein Comeback, als er in den Senat für seinen Heimatstaat Alagoas gewählt wurde.