Ein neuer Anbieter sorgt in Zürich für Spannung: Bolt tritt mit Billigpreisen gegen etablierte Fahrdienste an.
In der Taxibranche entbrennt erneut ein Wettbewerb um den tiefsten Preis. Bereits 2016 protestierten Fahrer in Zürich gegen Uber. Die Gewerkschaft Unia warf dem US-Unternehmen vor, Gesetze zu ignorieren und Jobs zu gefährden.
Zehn Jahre später droht der Branche erneut ein Umbruch. Bolt aus Estland, bisher für Miettrottinetts bekannt, vermittelt nun auch Fahrten.
Mit drastisch günstigen Preisen bringt Bolt sogar Uber in Bedrängnis. Der Druck auf lokale Taxis wächst täglich weiter.
Bolt startet aggressiv – und vermeidet klare Antworten
Bolt zeigt sich zufrieden mit dem Markteintritt. «Wir freuen uns über unsere Wirkung», sagt Sprecher Jenovan Krishnan.
Er verantwortet die Kommunikation in der Schweiz. Das Unternehmen nennt aber keine Nutzerzahlen und bleibt bei Fragen vage.
Das Bundesgericht entschied 2023: Fahrdienstvermittler müssen Sozialabgaben bezahlen, da Fahrer als Angestellte gelten.
Bolt und Uber betrachten ihre Fahrer jedoch weiter als selbstständig Erwerbstätige – entgegen der juristischen Einschätzung.
Krishnan sagt: «Wir haben dazugelernt und unser Modell verändert.» Er betont: «Unsere Fahrer entscheiden frei und unabhängig.»
Unia warnt vor verschärfter Ausbeutung und fordert Kontrolle
Nicole Niedermüller von Unia warnt vor weiteren Verschlechterungen. «Bolt wirbelt den Markt mit Kampfpreisen auf», erklärt sie.
Fahrgäste freuen sich über günstige Fahrten. Doch die Preise entstehen nur durch massive Lohneinbußen der Fahrer.
Niedermüller sagt: «Zwölf Franken pro Stunde sind keine Ausnahme – das ist inakzeptabel.»
Auch mit voller Auslastung bleiben viele Einkommen unter 4000 Franken monatlich. Unia geht von Sozialhilfeabhängigkeit aus.
«Bolt ignoriert seine Pflicht als Arbeitgeber», betont Niedermüller. Fahrer bleiben ohne Anmeldung bei den Sozialversicherungen.
Sie fordert den Kanton Zürich auf, die Bedingungen konsequent zu überprüfen.
Die Volkswirtschaftsdirektion bestätigt: Man setze das Bundesgerichtsurteil um. Löhne und Melderegeln stehen unter Beobachtung.
Die Behörde erwähnt jedoch nur Uber – Bolts Rolle bleibt offen.