Optiker als Helfer in der Demenzfrüherkennung
Eine neue Technologie könnte Optikern ermöglichen, während routinemäßiger Augenuntersuchungen erste Anzeichen von Demenz zu erkennen. Durch eine detaillierte Analyse der Netzhaut lassen sich Hinweise auf neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer identifizieren – schnell, nicht-invasiv und kostengünstig.
Wie KI Veränderungen im Auge erkennt
Die Methode, genannt Quartz, nutzt künstliche Intelligenz, um in wenigen Sekunden Augenaufnahmen zu analysieren. Dabei werden die Breite, Form und Verdrehung der feinen Blutgefäße in der Netzhaut untersucht. Diese Gefäße stehen in direkter Verbindung mit denen im Gehirn. Veränderungen in ihrer Struktur könnten ein frühes Anzeichen für eine gestörte Durchblutung und damit für neurodegenerative Prozesse sein.
Forscher der City St George’s University of London untersuchten mit Quartz die Augen von mehr als 63.000 Personen im Alter von 40 bis 69 Jahren. Anschließend wurden ihre kognitiven Fähigkeiten anhand von Gedächtnis-, Reaktions- und Intelligenztests bewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit verengten oder verdrehten Netzhautgefäßen schlechter abschnitten.
Neue Chancen für eine frühzeitige Diagnose
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine gestörte Durchblutung des Gehirns ein frühes Warnzeichen für Demenz sein könnte. Durch die Analyse der Netzhaut könnten gefährdete Personen frühzeitig identifiziert und gegebenenfalls behandelt werden.
Professor Chris Owen, Leiter der Studie, betont, dass Quartz in Zukunft direkt in Optikerpraxen integriert werden könnte. Die Technik bietet eine schnelle und einfache Möglichkeit, Menschen mit einem erhöhten Demenzrisiko zu erkennen – ganz ohne invasive Tests.
Auch David Thomas von Alzheimer’s Research UK sieht großes Potenzial in der Methode. Durch die Kombination mit anderen Untersuchungen wie Hirnscans könnte eine präzisere Diagnostik ermöglicht werden, sodass Betroffene schneller die richtige Unterstützung erhalten.
Obwohl die Technologie noch etwa fünf Jahre von der Praxisanwendung entfernt ist, könnte sie künftig eine wichtige Rolle in der Früherkennung spielen. Bis dahin könnten auch erste effektive Behandlungen gegen Demenz entwickelt werden, sodass eine frühzeitige Diagnose noch wertvoller wird.