Sinkender Verbrauch stellt LNG-Infrastruktur infrage
Die EU-Gasnachfrage erreichte 2024 den niedrigsten Stand seit 11 Jahren. Infolgedessen sanken die LNG-Importe im Vergleich zum Vorjahr um 16 %. Diese Entwicklung wirft Zweifel an der Notwendigkeit neuer LNG-Terminals auf.
Seit Russlands Invasion in der Ukraine 2022 haben EU-Staaten ihre Abhängigkeit von russischem Pipeline-Gas drastisch reduziert. Stattdessen erhöhten sie die LNG-Importe, insbesondere aus den USA, aber auch aus Russland. Dennoch meldete das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA), dass europäische LNG-Terminals im Jahr 2024 nur zu 42 % ausgelastet waren. Viele wurden kaum genutzt.
Seit 2022 hat die EU ihre Importkapazitäten um jährlich 50 Milliarden Kubikmeter erweitert. Neue Terminals entstanden in Deutschland, den Niederlanden, Italien, Frankreich und Finnland. Laut IEEFA könnten jedoch bis 2030 nur 30 % dieser Kapazitäten tatsächlich genutzt werden. Energieexpertin Ana Maria Jaller-Makarewicz warnte vor übermäßigen Investitionen in kaum ausgelastete Infrastrukturen.
USA fordern höhere LNG-Abnahme
Obwohl die EU bis 2027 alle fossilen Energieimporte beenden will, bezieht sie weiterhin erhebliche Mengen russischen LNGs. Die EU-Kommission plant am 26. März die Veröffentlichung eines Fahrplans zum schrittweisen Ausstieg aus diesen Importen.
Gleichzeitig reist EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič am 19. Februar nach Washington, um einen drohenden Handelskonflikt mit den USA abzuwenden. Präsident Donald Trump drohte mit hohen Zöllen, falls die EU nicht mehr US-LNG importiert. Šefčovič wird US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer, Handelsminister Howard Lutnick und Wirtschaftsberater Kevin Hassett treffen. Die EU-Kommission betont, dass Strafzölle beiden Seiten schaden würden.
EU will russische LNG-Abhängigkeit weiter senken
Energie bleibt ein zentrales Thema in den EU-US-Beziehungen. 2023 importierte die EU 63 Milliarden Kubikmeter US-LNG, was 46 % der gesamten LNG-Einfuhr ausmachte. Gleichzeitig stiegen die Importe aus Russland um 18 % auf fast 22 Milliarden Kubikmeter.
Laut IEEFA entfielen ein Drittel der russischen LNG-Importe 2024 auf kurzfristige Spot-Geschäfte. Jaller-Makarewicz forderte die EU-Staaten auf, diese Importe zu reduzieren, da sie nicht durch langfristige Verträge abgesichert sind.
Die EU hat bislang keine Sanktionen gegen russisches Gas verhängt, beobachtet jedoch den Markt genau. Am 24. Februar jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine zum dritten Mal. In dieser Zeit sank die EU-Gasnachfrage durch geringeren Verbrauch und den Ausbau erneuerbarer Energien um 20 %.