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Bedenken über KI-Pläne des Vereinigten Königreichs und mögliche Wasserknappheit

by Silke Mayr
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Datenzentren und ihre Wasserproblematik

Datenzentren benötigen enorme Mengen Wasser zur Kühlung – oft ist unklar, woher dieses Wasser stammt. Sir Keir Starmers Plan, das Vereinigte Königreich zum globalen Vorreiter in Künstlicher Intelligenz (KI) zu machen, könnte laut Branchenexperten die ohnehin knappen Trinkwasserreserven belasten.

Die für KI nötigen großen Datenzentren erfordern große Wassermengen, um Überhitzung zu vermeiden. Die Technologiebranche entwickelt jedoch effizientere Kühlsysteme, die weniger Wasser verbrauchen. Das Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Technologie betont, dass es sich der Nachhaltigkeitsprobleme bewusst sei.

Die Regierung plant den Bau mehrerer Datenzentren im ganzen Land, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Minister versichern, dass datenhungrige Serverfarmen bevorzugten Zugang zum Stromnetz erhalten. Dennoch gibt es Bedenken, dass diese Priorität die saubere Energieproduktion bis 2030 gefährden könnte. Weniger Aufmerksamkeit gilt jedoch der möglichen Beeinträchtigung der Frischwasserversorgung.

Vor allem der Süden des Landes leidet bereits unter Wassermangel aufgrund von Klimawandel und Bevölkerungswachstum. Die Regierung unterstützt Pläne für neun neue Stauseen, um Wasserknappheit und Verbote wie den Einsatz von Gartenschläuchen während Dürren zu verhindern. Doch einige dieser Projekte befinden sich in Regionen, wo neue Datenzentren entstehen sollen.

Das erste „KI-Wachstumszentrum“ der Regierung wird in Culham, Oxfordshire, gebaut – sieben Meilen entfernt von einem geplanten neuen Stausee in Abingdon. Dieser 7-Quadratkilometer-Stausee soll die Regionen Thames Valley, London und Hampshire versorgen. Unklar ist jedoch, wie viel Wasser die nahegelegenen neuen Datenzentren beanspruchen könnten.

Thames Water führt Gespräche mit der Regierung über den Umgang mit dem steigenden Wasserbedarf und mögliche Lösungen.

Forderungen nach nachhaltiger Entwicklung

In einem neuen Bericht fordert die Royal Academy of Engineering, dass Tech-Unternehmen den Wasser- und Energieverbrauch ihrer Datenzentren genau dokumentieren. Zudem sollten ökologische Nachhaltigkeitsvorgaben gelten, einschließlich der Reduktion des Trinkwasserverbrauchs oder gar dessen vollständiger Verzicht für Kühlzwecke.

Ohne Maßnahmen drohen laut Prof. Tom Rodden ernsthafte Umweltschäden durch KI. Die Branche äußert sich oft zurückhaltend über den Wasserverbrauch. Viele der kontaktierten britischen Datenzentren antworteten nicht auf Anfragen. Datenzentren verwenden frisches Leitungswasser, um Verstopfungen durch Verschmutzungen zu vermeiden. Der Wasserverbrauch variiert je nach Standort und Umweltbedingungen.

Dr. Venkatesh Uddameri schätzt, dass ein typisches Datenzentrum täglich 11 bis 19 Millionen Liter Wasser verbrauchen kann – ähnlich wie eine Stadt mit 30.000 bis 50.000 Einwohnern. Diese Berechnungen basieren auf trockenen Klimazonen und berücksichtigen keine neuen Effizienzsteigerungen oder KI-Entwicklungen.

Microsofts weltweiter Wasserverbrauch stieg während der Entwicklung von KI-Tools um 34 %. Ein Datenzentrum in Iowa beanspruchte in einem Monat 6 % des regionalen Wasserbedarfs zur Schulung von OpenAIs GPT-4.

Weltweit wächst der Widerstand gegen Datenzentren, insbesondere in wasserarmen Gebieten. In Chile stoppte Google den Bau eines Datenzentrums aufgrund von Wasserbedenken und änderte das Kühlsystem eines anderen in Uruguay nach Protesten.

In Großbritannien warnte Thames Water, dass Datenzentren bei Hitzewellen mit Wasserbeschränkungen rechnen könnten. Im Jahr 2022 überprüfte das Unternehmen den Wasserverbrauch, bevor es ein Schlauchverbot während einer Sommerdürre einführte. Dennoch zeigten interne Unterlagen von Thames Water, dass das Unternehmen 2023 keine genauen Daten über den Verbrauch seiner Datenzentrumskunden hatte.

Thames Water lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf seinen aktuellen Fünfjahresplan, der von der Regierung genehmigt wurde. Laut diesem Plan besteht keine gesetzliche Verpflichtung, Unternehmen mit Wasser zu versorgen. Die Versorgung könnte eingeschränkt oder verweigert werden, jedoch wurde dies vor der Einstufung von Datenzentren als kritische nationale Infrastruktur beschlossen.

2021 legte Thames Water Einspruch gegen den Bau eines neuen Datenzentrums bei Slough, nahe Reading, ein. Seitdem wurden jedoch weitere Bauanträge genehmigt, darunter ein drittes Datenzentrum von Yondr, das im August 2024 angekündigt wurde.

Foxglove-CEO Martha Dark fordert die Regierung auf, klarzustellen, wie neue Datenzentren langfristige Trinkwasserversorgungen nicht gefährden sollen.

Ein Regierungssprecher erklärte, dass KI-Wachstumszonen in Gebieten entstehen, wo bereits geeignete Energie- und Wasserversorgungsinfrastrukturen bestehen. Zudem sollen Wasserunternehmen durch regulatorische Änderungen der Ofwat in den nächsten fünf Jahren 104 Milliarden Pfund investieren können.

Die Datenzentrumsbranche verweist auf moderne, effizientere Standorte. Neue Kühlsysteme, wie freie Luftkühlung, trockene Kühlung oder geschlossene Kreisläufe, werden zunehmend eingesetzt. Microsoft plant geschlossene Kühlsysteme für seine Datenzentren in Phoenix und Wisconsin.

Aaron Binckley von Digital Realty betonte die Fortschritte der Branche. Ein KI-Tool seines Unternehmens analysiert Betriebsdaten und identifiziert wassersparende Maßnahmen – bis zu 4 Millionen Liter jährlich sollen so eingespart werden.

Das Umweltministerium prognostiziert, dass England bis 2050 täglich fünf Milliarden Liter zusätzliches Wasser benötigt, um die Bevölkerung zu versorgen. Um diese Nachfrage zu decken, fordert die Behörde genauere Verbrauchsdaten der Datenzentren.

Aktuell wird empfohlen, dass Datenzentren ihren Wasserverbrauch langfristig planen und eigene Wasserquellen, wie Wasserwiederverwendung, erschließen. „Die Bewältigung des steigenden Wasserbedarfs liegt nicht nur in der Verantwortung der Wasserwirtschaft“, so eine Quelle.

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