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Studie: ADHS kann Lebenserwartung bei Erwachsenen erheblich verkürzen

by Katharina Eberharter
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Neue Forschung zeigt gesundheitliche Risiken für Erwachsene mit ADHS

Eine aktuelle Studie legt nahe, dass Erwachsene mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eine deutlich geringere Lebenserwartung haben könnten als Menschen ohne diese Diagnose. Forscher bezeichnen die Ergebnisse als „zutiefst besorgniserregend“ und fordern dringende Maßnahmen, um die Versorgung und Unterstützung für Betroffene zu verbessern.

Die im British Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie untersuchte anonymisierte Gesundheitsdaten von mehr als 30.000 Erwachsenen mit ADHS und verglich sie mit über 300.000 Menschen ohne die Erkrankung. Zwischen 2000 und 2019 gesammelte Daten zeigten, dass Männer mit ADHS eine um 4,5 bis 9 Jahre verkürzte Lebenserwartung hatten, während Frauen mit ADHS 6,6 bis 11 Jahre weniger erwarten konnten.

ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die häufig im Kindesalter diagnostiziert wird und durch Symptome wie Impulsivität, Konzentrationsprobleme und Rastlosigkeit gekennzeichnet ist. Viele Erwachsene bleiben jedoch undiagnostiziert, obwohl die Erkrankung oft bis ins Erwachsenenalter fortbesteht.

Fehlende Unterstützung als Ursache für Gesundheitsrisiken

Professor Josh Stott von der University College London, Hauptautor der Studie, erklärte, dass die Ergebnisse alarmierend seien. „Menschen mit ADHS haben viele Stärken, doch sie erhalten oft nicht die notwendige Unterstützung, was ihre Gesundheit und Lebensqualität stark beeinträchtigt“, sagte er.

Die Studie führt die verkürzte Lebenserwartung von Menschen mit ADHS auf „veränderbare Risikofaktoren“ zurück. Dazu zählen unbehandelte Symptome, Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Fettleibigkeit sowie erhöhte psychische Belastungen durch soziale Ausgrenzung und stressige Lebenssituationen.

Stott betonte, dass Menschen mit ADHS durch rechtzeitige Diagnosen, individuelle Unterstützung und geeignete Therapien deutlich bessere gesundheitliche Ergebnisse erzielen könnten.

Forderung nach Forschung und gezielten Maßnahmen

Unabhängige Experten hoben die Bedeutung der Studie hervor, mahnten jedoch, dass viele Fragen noch ungeklärt seien. Professor Kevin McConway, Statistiker an der Open University, bezeichnete die Ergebnisse als „bemerkenswert“, warnte jedoch, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, die keine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung belegen könne.

„Die Unterschiede in der Lebenserwartung sind erheblich, aber die komplexen Zusammenhänge zwischen ADHS und anderen gesundheitlichen Faktoren müssen noch tiefer erforscht werden“, erklärte McConway.

Auch Professor Philip Asherson vom King’s College London wies darauf hin, dass ADHS oft mit gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen wie Rauchen, Fettleibigkeit und mangelnder Bewegung einhergeht. Diese Risikofaktoren könnten die beobachteten Unterschiede in der Lebenserwartung erklären. Er forderte verstärkten Zugang zu Diagnosen und Behandlungen für Erwachsene mit ADHS.

„ADHS wird zunehmend als ernsthafte Erkrankung anerkannt, doch viele Betroffene bleiben ohne ausreichende Unterstützung“, so Asherson.

Massive Unterdiagnose verschärft die Problematik

Ein zentraler Befund der Studie ist die massive Unterdiagnose von ADHS bei Erwachsenen. Während des Studienzeitraums wurde nur eine von 300 Personen diagnostiziert, obwohl Umfragen zeigen, dass tatsächlich etwa eine von 30 betroffen ist. Dies bedeutet, dass bis zu 90 % der Erwachsenen mit ADHS keine angemessene Behandlung erhalten.

Die Forscher warnten, dass die gesundheitlichen Nachteile für Menschen mit ADHS anhalten werden, solange die Unterdiagnose und der Mangel an Behandlungsoptionen bestehen. Es sei dringend notwendig, das Bewusstsein für ADHS im Erwachsenenalter zu schärfen und die Versorgungsinfrastruktur auszubauen.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, gesundheitliche Ungleichheiten bei Erwachsenen mit ADHS anzugehen und sicherzustellen, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Nur so können die gesundheitlichen Risiken reduziert und die Lebensqualität verbessert werden.

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