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Steigende Kindesentführungen in der Schweiz: Ursachen, Zahlen und rechtliche Schritte

by Katharina Eberharter
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Dramatischer Anstieg der Fälle von Kindesentführungen

Die Schweiz sieht sich mit einem deutlichen Anstieg von Kindesentführungen konfrontiert. Im Jahr 2023 wurden 80 Fälle registriert, ein Höchststand im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren. Für 2024 liegen noch keine vollständigen Zahlen vor, doch das Bundesamt für Justiz (BJ) bestätigt eine anhaltende Zunahme. Aktuell werden rund 100 offene Fälle bearbeitet. Die Mehrheit der Entführungen führt Kinder in europäische Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien. In etwa 80 Prozent der Fälle ist der entführende Elternteil die Mutter.

Was gilt als Kindesentführung und warum nehmen die Fälle zu?

Kindesentführungen werden gemäß dem BJ definiert als das unbefugte Verbringen oder Zurückhalten eines Kindes im Ausland, wodurch das Aufenthaltsbestimmungsrecht eines Elternteils verletzt wird. Seit der Einführung der gemeinsamen elterlichen Vorsorge im Jahr 2014 müssen Eltern in der Schweiz Entscheidungen über den Aufenthaltsort ihres Kindes gemeinsam treffen.

Die zunehmende Mobilität und internationale Partnerschaften tragen laut BJ zum Anstieg der Fälle bei. Häufig kehren Elternteile nach Trennungen oder Scheidungen in ihre Heimatländer zurück und nehmen die Kinder ohne Zustimmung des anderen Elternteils mit.

Rechtslage und Handlungsmöglichkeiten für betroffene Eltern

Das Haager Übereinkommen regelt internationale Kindesentführungen und verpflichtet Mitgliedsstaaten, darunter die Schweiz, zur Rückführung entführter Kinder. Innerhalb von sechs Wochen soll eine Rückkehr in das Ursprungsland des Kindes erfolgen. Der betroffene Elternteil kann sich an die schweizerische Zentralbehörde oder direkt an Behörden im Entführungsland wenden.

Diese Verfahren sind jedoch oft langwierig und von der Rechtsprechung des jeweiligen Landes abhängig. Zudem sind sie für die betroffenen Kinder emotional belastend. Ob eine Rückführung erfolgt, entscheidet das zuständige Gericht.

Ausblick und notwendige Maßnahmen

Die steigende Zahl von Kindesentführungen zeigt die Dringlichkeit, internationale Abkommen effektiver umzusetzen und die Verfahren zu beschleunigen. Gleichzeitig ist es wichtig, die Eltern umfassend über ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten aufzuklären. Vorrangig muss das Wohl der Kinder geschützt werden, um langfristige psychologische Schäden zu vermeiden. Die Behörden stehen vor der Herausforderung, sowohl Präventionsmaßnahmen zu stärken als auch die Rückführungsverfahren effizienter zu gestalten.

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